Alle sind „Corona müde“ wird uns vorgebetet. „Alle wollen wieder so bald wie nur irgendwie möglich wieder zurück zur Normalität“ wird uns eingebleut, oder sollten wir vielleicht besser sagen: „eingetürkist“. „Es ist schon toll, wenn man wieder Einkaufen gehen kann, weil immer nur online bestellen ist auch mühsam“ so gestern eine Mutter in der ZIB. Meine Güte. Was macht uns denn wirklich „müde“ oder wessen sind wir denn in Wahrheit wirklich „müde“? Oder ist es möglicherweise doch eher umgekehrt? Dass wir gerne so bald wie möglich um jeden Preis „zurück in der Normalität“ weiter schlummern, weiterschlafen, weiter pennen, ohnmächtig weiter durch das, was wir unser Leben nennen und als unser Recht empfinden mögen, zum Grossteil vollkommen verpeilt und mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln sediert bis betäubt weitertorkeln zu können, nur um in Wahrheit um keinen Preis zu der einen oder anderen Realität aufwachen zu müssen?

Corona ist nicht „schuld“ an all dem, was uns zu recht oder nicht, aus guten oder weniger guten Gründen, ob wir uns der tatsächlichen Ur – Sachen bewusst sind oder nicht, inzwischen extrem auf die Nerven und an die Substanz geht oder was schlicht und einfach ein tiefes Loch in unser Dasein gerissen haben mag, da wir nun einmal allem Individualismus, Egoismus und Narzissmus zum T(Rotz) soziale Wesen sind. JA, sozial – das heisst, dass wir Partnerschaft, Umarmungen, Küsse, Gemeinschaft, Gesellschaft, Freundschaft, uns an den Händen halten, Schmusen, Kuscheln, Streicheln oder einfach „uns halten“ und „aneinander lehnen“ brauchen wie das tägliche Brot, sonst verhungert unser Körper, sonst verdurstet unsere Seele. Fakt.

Ich rede jetzt einmal nur von jenem Teil der Bevölkerung hierzulande und, sagen wir mal, in den westlichen, sogenannten Industriestaaten auf der 5G optimierten, super effizienten, möglichst flächendeckenden und mega schnellen Digitalisierungs- und vieles niederbetonierenden Datenautobahn nach Irgendwo bis Nirgendwo, deren Restbewusstsein rund um die Uhr nicht ohnedies schon via ihrer allmächtigen Be – Herrscher in Form täuschend niedlich kleiner, lieb gewordener und konsequent verharmloster Zeitdiebstahl Genossinnen namens Handies, Mobiltelefonen, Earplugs, Kopfhörern, Notebooks oder Laptops, den dazugehörigen Social Media Plattformen und Dauerberieselung Plattformen wie Netflix und Co. schon vollkommen von der digitalen Scheinwelt assimiliert worden sind. Also, ich fürchte einem vergleichsweise marginalen, eher kleinen Bruchteil der Gesamtbevölkerung. Leider.

Vielleicht will ein Grossteil von uns schlicht und einfach nicht mehr aufwachen müssen oder sich Ihrer Süchte und Abhängigkeiten, auf gar keinen Fall und schon gar nicht durch so ein kleines mieses Virus, bewusst werden müssen in Anbetracht einer massiven Informationsflut und Ablenkungsindustrie unfassbaren Ausmasses, weit jenseits des Faktors körperliche, geistige, psychische und seelische Gesundheit. Nur um das einzelne Individuum um jeden Preis in seiner täglich umhegten, als individuell und unabhängig verkleideten Abhängigkeit nur ja nicht als das absolut wertvollste schlechthin, den heiligen, von Algorithmen und Apps aller Art erforschten und gefügig gemachten, programmierten und bis in den letzten Winkel erforschten Konsumenten zu verlieren.

Gleichsam wie Süchtige, wenn sie den Stoff der Ablenkungen aller Art aus dem die Albträume sind, nicht mehr bekommen oder nicht mehr verfügbar ist, dann werden wir unrund gereizt, sozusagen „müde“ aus Angst aufwachen zu müssen, dann geht uns alles und jeder gegen den Strich und auf die Nerven. Bei einem eventuellen Black Out, bei dem dann plötzlich unter vielem anderen auch Handies, Laptops und Co. nicht mehr funktionieren werden, steht uns da ein Cold Turkey, eine radikale Ernüchterung, Aufwachen müssen und Entwöhnung inklusive aller Entzugserscheinungen von Internet, sozialen Plattformen, Amazon, Google und Co. ungeahnten Ausmasses noch bevor.

Wenn man als glücklicher Mensch, wie Prof. Gerald Huether darauf hinweist, nicht kauft, den Drang zu kaufen, sich sozusagen glücklich zu kaufen, einfach nicht verspürt. Wie unglücklich sind denn dann die meisten von uns und wie unglücklich will man uns denn dann um jeden Preis bleiben lassen , damit wir „endlich wieder einkaufen dürfen“. Damit eben die heilige Kuh Wirtschaft, die Industrie, die Kaufsucht und die Massenbefriedigungen korrekt und optimal florieren, Natur, Tier- , Menschen – und Pflanzenleben wurscht, und natürlich stetig weiterwachsen können „muss“, nur und die Profite einiger weniger, inklusive Aktienkursen der an an den Börsen notierten Konzerne und Unternehmen ins Unermessliche stetig weitersteigen mögen und müssen. Der Turmbau zu Babel kurz vor seinerm Einsturz – wieder einmal.

Wir, die Natur und alle der täglich mindestens 100 für immer ausgerottete Arten weltweit zahlen eine ganz , ganz, furchtbar böse Rechnung für all das. Entweder ohne etwas dagegen unternehmen zu können, oder ohne es bemerken zu wollen, um nur ja nicht aufwachen zu müssen, ohne geweckt werden zu wollen, egal ob von einem Virus, der radikalen Zerstörung und profitgierigen Ausbeutung der Natur oder den damit zusammenhängenden Klimakatastrophen und das immer rasantere Zusteuern auf einen Point of no Return. Hauptsache die Schnitzel, die Lebensmittel generell, die Klamotten, das Bier, die Video Games, die Musik- , Film- und Video Streaming Dienste sowie die Telefon- und Internet Rechnungen, das Auto, der Urlaub, sind so billig, so günstig, so gratis, so Schnäppchen wie möglich.

Danach sind wir individuell als auch kollektiv süchtig. Darauf sind wir perfekt programmiert worden. Man, wer immer „man“ ist, will uns zu Konsumenten umprogrammierte Menschen nur etwas, eigentlich alles und so viel wie möglich verkaufen, auch wenn es nur ein „uns nur für blöd verkaufen“ ist. Weil man uns nach wie vor sehr erfolgreich, einzureden versucht, dass wir dies und das unbedingt zu brauchen haben. Und dann rennen die meisten von uns mit einer unfassbaren neediness, einem unfassbar grossen Gefühl an Mangel und nie genug zu haben, getrieben, im Vollstress und einer Art Panik, das „nächst Beste“ nur ja nicht versäumen zu dürfen durch unsere Leben, weil die meisten von uns zusätzlich ja auch glauben mögen, einfach selbst nie genug zu sein, so wie wir eben mal sind.

Die ganze konsumrauschige Schnäppchen nach dem nächst besserenm optimaleren, perfekteren, besseren Job, Partner, Selbstbild, Wohnung, Urlaub, Auto, Leben – eine Illusion jagd sich quasi selbst – und das leider Immer auf Kosten anderer, die möglichst weit weg sind – aus unserem Bewusstsein, aus unserem heiligen Europa, aus unseren Gedanken, aus unserer Wahrnehmung, aus unserem Dauerrausch und Dämmer- Schlummerzustand, aus dem wir unter keinen Umständen geweckt werden wollen. Die Rechnung wird immer von jemandem bezahlt werden müssen. Nur die Mieten werden permanent teurer. Also bitte, unbedingt sobald wie möglich, besser heute als morgen, zurück zur „Normalität“, koste es was es wolle, denn das hält ja wirklich auf Dauer keiner mehr aus. Richtig!

Die gute Nachricht ist: es geht durchaus, da und dort, ja, auch hier zu Lande, immer öfter und immer leichter und einfacher auch anders. Es gibt inzwischen unzählige gesunde kleine, manchmal genossenschaftliche Strukturen. Weg von den riesigen, vieles rücksichts- und verantwortungslos zerstörenden Industrien, Konzernen und jeder Form von Gigantomatismus. Wo schon vielerorts, weltweit, ein Erwachen eingesetzt hat: ein Aufwachen, zu der Tatsache, dass es reicht, dass es genug ist . Dass genug da ist und wir selbst nicht nur genug sind sondern wir es uns vollkommen anders wert sind , sein können und sein dürfen. Ohne Optimierungen für dies und das, ohne Effizienz Bestrebungen, ohne künstlich herbeigeredeten Wettbewerb, ohne Bullshit Jobs, ohne Schönheits OPs, ohne Mode und Influencer Diktate, ohne oft minderwertige und äusserst ungesunde Massenware, ohne Ausbeutung, ohne Druck, ohne Zwang, ohne Angst, ohne Mangeldenken und -fühlen, ohne „Muss“.

Mit Respekt, in Fülle, auf Augenhöhe, mit Mut Machern, die eigenen Träume zum Leben zu erwecken anstatt Zwietracht Sähern oder Angst Schürern, mit Ermöglichern anstatt Verhinderern, mit Freude an einem gemeinsamen Gelingen, am gemeinsamen mit- und voneinander, Generationen übergreifenden Lernen, am sich gegenseitig unterstützen und am miteinander wachsen und liebevoller Zuwendung sowie gemeinsamem Schaffen. Durchaus auch Profit orientiert, aber zugunsten eines Gemeinwohls. Profit, der allen zu Gute kommen darf und kann. Wo man das „anders sein“, das eigene und das der anderen nicht mehr in einer ersten Regung zum Feindbild oder zu einem Fehler erklären muss, sondern es als Chance, als Bereicherung, als ein Geschenk zelebriert und dankbar feiert.

Dort ist ein Ort, an dem will ich euch, hellwach, ausgeschlafen und in grosser Demut und Freude, mit unseren, meinen und euren Freundinnen, Freunden und Gesinnungsgenossinnen, mit unseren Partnerinnen und Partnern, unseren Familien, Kindern und Enkelinnen, Urenkeln, Vätern, Müttern, Grossvätern und Grossmüttern, Urgrossmüttern und Uropas treffen, kennen und schätzen lernen.

Filmtip: „But Beautiful“ von Erwin Wagenhofer. https://www.but-beautiful-film.com/
Das hier Geschriebene, Bedachte, ergreift meine Sinne und macht mich bescheiden – – –
LikeLike