#50 Die Gedanken sind frei – aber wie frei ist der denkende Mensch?

was heisst denn das eigentlich, „die Gedanken sind frei“? heisst das, man darf und kann denken, wo, wann, wie und was man will, und dass dies einem niemand verbieten darf und kann? Man sich das nicht einmal selbst zu verbieten imstande sei? Dass es keine Zensur der Gedanken gibt? Nicht einmal durch einen selbst? Wohnt dort die bedeutungsschwangere Wichtigkeit der „eigenen Meinung“ die es um alles in der Welt zu verteidigen gilt? Aber so einfach sagen oder tun darf man nicht, was man denkt, oder? Warum eigentlich?

Was trennt denn das Denken vom Sprechen und Tun? Wie heisst sie denn diese kleine, feine, scharfe Grenze? Anstand? Moral? Knigge? Feigheit? Mut? das oft verzerrte Selbstbild, die Eigenwahrnehmung oder Interpretation dessen, wer man gerne wäre oder glaubt zu sein, wenn man vergessen oder verschlafen hat, wer man tatsächlich ist? Schein der vor dem Sein zu verstecken bemüht? Was glaubt sie denn eigentlich wer sie ist??? das Aufrechterhalten von Illusionen wider besseren Denkens = Wissens? Bewusst – Sein? oder dass man niemanden verletzen will? auch sich selbst nicht? oder vor den „Kopf stossen?

Wie frei sind sie denn wirklich – die Gedanken? Und wie frei ist eigentlich der Mensch, der sie zu denken glaubt? oder ist das nicht eine schon viel zu lange weit verbreitete Illusion, ein Missverständnis, als würde Mensch den Akt des Denkens tatsächlich immer und jederzeit bewusst selbst betreiben und Frau oder Herr ihrer oder seiner eigenen Gedanken zu sein? Als würden wir die Gedanken benützen und besitzen und nicht sie uns? Wird der Mensch in Wahrheit nicht viel eher gedacht?

Wenn dem so wäre, dann wären die Gedanken nur so lange frei, solange man sie mangels besseren Wissens und tieferen Bewusstseins frei schalten und walten lässt. Aber solange man sich von Ihnen denken und leiten lässt, nie gelernt hat sie zu verwenden und sich nicht von ihnen verwenden zu lassen oder sich gar, im beliebten Versteck hinter den sogenannten „Fakten“, unter Beiziehung der sogenannten „Logik“ wie die meisten von ihrem Denken Besessenen in einer Art Suchtverhalten nach diesem süssen Gift sich gerne mit ihren Gedanken identifizieren, wäre der von seinen Gedanken gedachte, von Ihnen geleitete und vollkommen unreflektiert und unbewusst in Beschlag genommene Mensch konsequenter Weise alles andere als frei. Und damit willkommenes Ziel jeder gesellschaftlichen, familiären Konditionierung, jeder gezielten Manipulation, Einflussnahme und Verunsicherung. Also sind die Gedanken zwar frei aber der unbewusste, von ihnen gedachte und gelenkte Mensch genau das Gegenteil: ein Gefangener seines Denkens.

Und all das nur, weil man nicht schon seine Kinder darauf hinweist, dass man eigentlich, in seiner Essenz, nicht der Denker sondern der Himmel hinter den Wolken, die kommen und gehen, der Beobachter hinter den Gedanken und Gefühlen ist und jederzeit sein kann und darf. Deshalb müssen wir ja kein schlechtes Verhältnis zu unseren Gefühlen und zum Denken entwickeln, solange wir uns nur bewusst sind, dass man Sie in ihrem noch grossteils von Gedanken unbewölktem Bewusstsein bestärkt, ihnen hilft sich ihrer noch grossteils vollkommen unbewussten Freiheit des „Nicht Denkens“ gewahr zu werden, sie von den Fesseln der Gedanken und Gefühle, zwischen denen man sich sehr leicht hin und hergerissen fühlen kann, zu befreien. Und lernt, bewusst zu denken und eben nicht unbewusst gedacht zu werden.

Kinder können das im Nu erkennen und sich dessen mit einer Leichtigkeit, spielerisch bewusst werden und einfach damit „in Frieden“ sein, was Erwachsenen mitunter kaum bis nie oder nur sehr schwer, unter oft grossem therapeutischem Aufwand und zu Tun gelingen mag. Oder wie Eckhart Tolle meint “ Die Freiheit beginnt mit der Erkenntnis, dass man nicht der Denker ist.“

photo © Sandra B. Mauerhofer

Warum sagt Mensch denn nicht: ich schlage mein Herz sondern mein Herz schlägt im Gegensatz zu: ich denke anstatt korrekter Weise mein Verstand denkt und nicht „ich denke“? Genau dort ist der Punkt, wo man sich mit seinem Denken verwechselt bzw, der persönliche Teil von uns, unsere von uns selbst erschaffene Form und Idee unseres selbst und unsere Egos.. Oder ich atme, obwohl es ja meine Lungen sind, die atmen? schlägt das Herz nicht ganz von selbst? Atmen die Lungen nicht auch ohne mein bewusstes dazu tun? Kann das selbe nicht auch auf das Denken und die Gedanken zutreffen? Kann ich all das nicht, wenn überhaupt, nur sehr beschränkt beeinflussen, geschweige denn: kontrollieren? Und falls man glaubt, nicht mehr atmen zu müssen oder zu wollen, dann kann man schon eine gute Zeit lang den Atem anhalten, bis aber „etwas“ in uns um jeden Preis auf Gedeih und Verderb wieder weiter atmen will, oder nicht?

Was ist, wenn sich nun das mit dem für viele so essentiellen, wichtigen, prominenten, scheinar alles bestimmenden, wertvoller als alles andere „Denken“ aber ganz genau so verhält. Dass Mensch, zumindest ein Grossteil der Menschen in Wahrheit gar nicht denkt, sondern eben durch oder von seinem Verstand tatsächlich , mehr oder weniger, permanent – jeweils abhängig vom aktuellen Bewusstseinsstand – eher gedacht, geleitet und oft auch ver – leitet wird? Dass wir tatsächlich, wie die meisten Menschen glauben, unsere Gedanken „SIND“? Und dementsprechend handeln, auf Befehl von oben , vollkommen unbewusst, hörig, verzweifelt, unglücklich, ohnmächtig, wütend, hilflos, manipulierend und manipuliert und darunter mal lauter, mal stiller vor uns hin leidend. Nur weil wir nie gelernt haben , unseren Verstand richtig zu gebrauchen und zu verwenden anstatt uns von ihm verwenden und missbrauchen zu lassen ?

Hinweise darauf, dass dem durchaus so sein könnte, gibt es mehr als genug: Wenn man zum Beispiel eine akute Notsituation hernimmt. einen Autounfall, wo sofort geholfen werden muss, oder jemand bricht vor einem auf der Strasse zusammen, oder es bricht ein Brand aus, oder man wird aus dem Nichts von einem wütenden Hund attackiert oder von jemandem überfallen?

In all diesen Situationen findet „Denken“ absolut gar nicht statt, sondern schnelles, zumeist intuitives Handeln, 100% im Hier und Jetzt, weit vor oder ausserhalb jedes Denkansatzes. Denken hat in solchen Momenten und Augenblicken einfach keinen Platz. Weil es weder hilfreich wäre noch helfen könnte. Ganz im Gegenteil. Es wäre in jedem Fall wohl eher hinderlich. Weil im Hier und Jetzt eben Zeit schlicht und einfach nicht existiert, und somit auch für das Denken keine Zeit zur Verfügung ist. Ist das nicht faszinierend?

Foto © Marko Brajkovic

Was bedeuten würde, dass Denken die Illusion von Zeit braucht, um überhaupt sein, stattfinden zu können. Man denkt also entweder „nach“, und wird dabei von den oft konditionierten Gedanken eher in die Vergangenheit gebracht, zurückversetzt, analysierend, vergleichend, suchend, bereuend, vergebend, sinnierend, erforschend, frustiert, wütend, nach Vergeltung sinnend oder auf Revanche pochend, wehmütig, nostalgisch verklärt, bewertend, verurteilend oder „voraus“, in die Illusion einer sogenannten Zukunft in Sorge, in Angst, in Be – Fürchtungen und Über – Legungen, in Ohn – Macht oder Furcht vor falschen Ent – Scheidungen, Panik, die Kontrolle zu verlieren.

Aber worüber will man denn die Kontrolle eigentlich um jeden Preis der Welt un – bedingt haben? Über diese Gedanken, die uns denken und , siehe oben, nicht umgekehrt? Die eigentlich sich gehören und nicht uns, zumindest sicher nicht unserer Essenz, aber sehr wohl unseren Egos, unseren Persönlichkeiten, unseren Erfahrungen, unseren Biographien und Geschichten. Oder glauben wir was immer sich durch uns ausdrücken, erkennbar und wahrnehmbar machen, manifestieren will kontrollieren zu müssen, in der irren Annahme, es gehöre tatsächlich uns oder im Drang allem unseren persönlichen, wichtigen wertvollen Stempel aufdrücken zu müssen? Meine Erfindung. meine Idee, meine Meinung, meine Erkenntnis, meine Gefühle, meine Erfindung, meine Ideologie, mein Werk, meine Genialität, mein Glauben, meine Überzeugung, meine Philodophie, meine Musik?

Foto © Josef Halbedel

„Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo“ sang da André Heller schon vor einiger Zeit. Starker Text, ohne Zweifel. Macht auch irgendwie Mut zur Phantasie und zum „sich unbedingt abenteuerliche Gedanken machen trauen“. Reicht schon der Gedanke? oder braucht es doch die Tat? oder zumindest das Wort, um be- und verurteilen, bewerten und richten zu können? mind fuck – most of it.

„Cogito, ergo sum – ich denke, also bin ich“ ist der erste Grundsatz des Philosophen René Descartes, den er nach radikalen Zweifeln an der eigenen Erkenntnisfähigkeit als nicht weiter kritisierbares Fundament (lateinisch fundamentum inconcussum, „unerschütterliches Fundament“) in seinem Werk Meditationes de prima philosophia (1641) formuliert und methodisch begründet: „Da es ja immer noch ich bin, der zweifelt, kann ich an diesem Ich, selbst wenn es träumt oder phantasiert, selber nicht mehr zweifeln.“ Von diesem Fundament aus versucht Descartes dann, die Erkenntnisfähigkeit wieder aufzubauen.

Was aber mit diesem philosophoschen Grundsatz, wenn nicht ich der bin, der denkt, sondern wen ich in Wahrheit gedacht werde? bin ich dann auch noch oder ist dann das, was ich glaube zu sein, Zweifel inklusive, womöglich eine einzige, immens hartnäckige Illusion des Geistes, ein gewagtes , unverfrorenes Schauspiel, eine wirklichkeitsnahe Inszenierung des Verstandes? ich bin in der Stille, also bin ich. ich bin in der Natur, also bin ich. ich bin leer, also bin ich. durch mich und diese innere Leere fliesst und manifestiert sich in unglaublicher Fülle Alles, auch die Musik, also bin ich. Bin ich wirklich nur, wenn ich denke oder bin ich nicht weit mehr, meinem Selbst ungleich näher, tief in meiner Essenz, in meinem Bewusstsein, wenn ich nicht unbedingt gedacht werden muss?

Wenn man regelmässig meditiert, so wie ich seit vielen Jahren täglich, dann kann man seine Gedanken und auch Gefühle oft sehr leicht beobachten. Wer oder was auch immer diese Gefühle beobachtet, ist ganz tiefes, essentielles Bewusstsein, tiefer als Gedanken je wandern werden können. Man kann sie da und dort kurz aufflackern sehen, um Aufmerksamkeit heischend, aber, wenn man Ihnen keine allzu grosse Beachtung schenkt, unverrichteter Dinge wieder davonziehen sehen. Wie Wolken am Himmel. ein stetes kommen und gehen. Nur bin ich in diesem Moment nicht die Wolken, sondern eben der Himmel.

Und dann gibt es immer wieder diese Zäsur, diese mal kürzere, mal längere Pause des „nicht Denkens“ , im Spalt. im Raum, im Space, in der Leere zwischen zwei Gedanken, ein plötzlich sehr freies, friedvolles, befreiendes einfach Sein dürfen ohne etwas tun zu müssen, nicht Müdigkeit oder Schläfrigkeit, sondern eher ähnlich dem hell wachen, aufmerksamen Zustand des Musik im Hier und Jetzt entstehen lassens, – wo kein Denken Platz zu finden vermag, Space, der vollkommen leer ist, ohne einen einzigen Gedanken, damit sein und entstehen kann, was sein und entstehen will, was mir nicht gehört aber dessen Teil ich bin und jede und jeder von uns ist.

Da kann man sich Essentiellem gewahr werden, da höre ich meinen so das erste mal gesprochenen Worten selbst zu, lausche der Musik, höre den Gesang der Vögel, das Knacken der Äste, das Singen der Bäume, das Rauschen des Windes, das sanfte Plätschern des grossen Stromes, die Wellen des Meeres, höre meinen Mitmusikern und mir selbst zu und wundere mich und staune in Dankbarkeit, was da alles durch uns durch und raus kommen mag und kann, wenn wir es nur geschehen und zulassen können und uns nicht mit unseren Egos und unserem Willen und Wollen in den Weg stellen. Und die Gedanken halten still und machen Pause…..

Alles Liebste, AleX

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pimpmyband11

Alexander A. Deutsch UMAN United Music Angels Network moerdermusic productions & international artist & project development music . consulting . uncoaching, production . lectures . kick ass drums https://pimpmyband.live www.cafedrechslerband.com www.facebook.com/alexander.a.deutsch https://eiblinskidrums.com/2018/07/19/im-gespraech-mit-alex-deutsch we are the seeds of awakening in a sleeping world So, Don't Sleep!!!

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