# 68 Arbeit und Bildung

Österreich hat einen neuen „Arbeitsminister“, in den viel Hoffnung gesetzt wird und eine seit Jahrzehnten, nach wie vor konsequent und tunlichst vermiedene, sowie seit eh und je, inzwischen schon schmerzlich vermisste Bildungsreform mit einem allerdings mehr als entbehrlichen Bildungsminister. Nun, warum bringe ich hier zwei Bereiche miteinander zum Tisch, die auf den ersten Blick, und zwar nur auf den ersten, angeblich nichts bis kaum etwas miteinander zu tun haben könnten, zu tun haben wollen oder zu tun haben müssen?

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Es scheint sich alles um Themen wie den „Kostenfaktor Arbeit“, „Vollbeschäftigung“, „Mehrbeschäftigung“, „Dringende Reform der Gewerbeordnung“, „Homeoffice“, „Schaffung neuer Arbeitswelten durch Flexibilisierung“, „Bürokratieabbau ohne Nachteil für den Bürger“, „Wirtschaftsverständnis in der Bildung“, „Mut und PLanungssicherheit“, „Umschulungen“, „Jobs und Stellenangebote“, „Kurzarbeit“, „Rekordarbeitslosigkeit“, „AMS – Service für Arbeitssuchende“, „Arbeit und Pensionen“, „Teilzeitbeschäftigung“, „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, „Job Plattformen“, „Job Börsen“ und Job Suchmaschinen“, „Arbeitsministerium“, „Karrieren“, „Studenten Jobs“, Nebenjobs“, Personalvermittlungen“, “ „Berufsanerkennung“, „Unternehmer“, „Dienstnehmer“, „Lehrstellenbörsen“, „Arbeitsmärkte“, „Abeitsmarktdaten“, „Arbeitslosengeld“, „Branchen“, „Digitalisierung“, „Bewerbungen“, „Weiterbildungsmöglichkeiten“, „Erwerbstätigkeit“ und vieles, ähnliches mehr zu drehen.

Arbeit

Laut Wikipedia steht Arbeit für:

Beruf

Unter „Bildung“ findet sich auf Wikipedia unter anderem folgendes sehr Interessantes: Bildung ist ein sprachlich, kulturell und historisch bedingter Begriff mit sehr komplexer Bedeutung. Eine präzise, oder besser noch einheitliche Definition des Bildungsbegriffs zu finden, erweist sich daher als äußerst schwierig. Je nach Ausrichtung und Interessenlage variieren die Ansichten darüber, was unter „Bildung“ verstanden werden sollte, erheblich. „‚Bildung‘ verweist auf Bild und damit zurück auf die bis in unser Jahrhundert aufgegriffene […] Genesispassage (1. Buch Mose 1,26f.), nach der Gott den Menschen nach seinem Bilde geschaffen hat. Gleichzeitig ist es diesem Geschöpf verboten, sich ein Bild Gottes zu machen.“

Bild

Nach Bernward Hoffmann wird Bildung als die Entfaltung und Entwicklung der geistig-seelischen Werte und Anlagen eines Menschen durch Formung und Erziehung verstanden. „Der Begriff ist abgeleitet vom ‚Bild‘, einer Sache Gestalt und Wesen zu geben. Das Wort Bildung ist heruntergekommen zur Bezeichnung bloßen Formalwissens. Bildung ist dann nicht weit von Einbildung entfernt oder bezeichnet nur das, was gesellschaftliches Nützlichkeitsdenken der Herrschenden gerade für wichtig erachtet.“

Um dem Theorie-Dilemma zu entgehen, einseitig die subjektive oder objektive Seite der Bildung zu erhöhen, kennzeichnet sie Tobias Prüwer als einen offenen Prozess, der sich insbesondere als ein sprachlich vermitteltes Situieren im Verhältnis von Ich, Welt und sozialer Mitwelt vollzieht. Er schlägt eine „postmoderne“ Variante vor: „Skepsis und Kritik stellen wesentliche Merkmale der Bildung dar: Differenzieren und Unterscheiden legen die Grundlage für selbständiges Ermessen und eine souveräne Urteilskraft, schärfen und relativieren das individuelle Weltbild. Bildung zielt auch auf das Offene und Mögliche, das innerhalb der Sachzwanglogik aus den Augen gerät. In der im Bildungsbegriff verankerten Anerkennung der verschiedenen und gleichrangigen Lebensformen liegt zudem ein radikal-demokratisches Element.“

das Offene und Mögliche

Während in unserem Alltagsdenken und -handeln der Bildungsbegriff stark mit Begriffen wie „Belehrung“ und „Wissensvermittlung“ verbunden ist, wurde er seit Wilhelm von Humboldt in der Theorie und der Programmatik erweitert. Nach Hartmut von Hentig komme „dem Wort Bildung seither das Moment der Selbständigkeit, also des Sich-Bildens der Persönlichkeit“ zu.[9] Humboldt selbst führte dazu aus: „Es gibt schlechterdings gewisse Kenntnisse, die allgemein sein müssen, und noch mehr eine gewisse Bildung der Gesinnungen und des Charakters, die keinem fehlen darf. Jeder ist offenbar nur dann guter Handwerker, Kaufmann, Soldat und Geschäftsmann, wenn er an sich und ohne Hinsicht auf seinen besonderen Beruf ein guter, anständiger, seinem Stande nach aufgeklärter Mensch und Bürger ist. Gibt ihm der Schulunterricht, was hierfür erforderlich ist, so erwirbt er die besondere Fähigkeit seines Berufs nachher so leicht und behält immer die Freiheit, wie im Leben so oft geschieht, von einem zum anderen überzugehen.“

Freiheit

Der deutsche Hirnforscher, Prof. Gerald Hüther, meint dazu unter anderem folgendes: „Wir Menschen sind und bleiben ja alle Suchende. Wir müssen erst herausfinden, worauf es für ein gelingendes und glückliches Leben ankommt. Dabei laufen wir ständig Gefahr, uns in uns selbst und mit anderen zu verwickeln. Oder uns gar auf dieser Suche zu verirren. Auch ich habe mich in meinem Leben oft genug geirrt und verwickelt, aber wie sonst hätte ich lernen können, mich daraus auch immer wieder zu befreien? Ein guter Schulabschluss ist kein Indikator für Intelligenz, sondern für Anpassungsfähigkeit.“

Suchende

Soweit, so gut. Langsam merken wir jedoch, wie das eine das andere bedingt, wie Bildung mit Arbeit und Arbeit mit Bildung durchaus zusammenhängt, zusammenhängen darf und kann. Der derzeit bestehende Bildungs Status Quo spiegelt einzig und alleine leider genau das, was die vormals „herrschende Klasse“, die heute die Themen Wirtschaft, Jobs und Profit „bestimmende Klasse“ von uns Menschen für das möglichst reibungslose Funktionieren Ihrer Gewinnmaximierungsmodelle mit tatkräftger Unterstützung ihrer Handlanger und Vollzugsgehilfen in der Politik erwartet: es braucht eben nicht selbstständig denkende, empathische, verantwortungsvolle, möglichst un – abhängige und kreative Menschen sondern möglichst unglückliche, unmündige, von diesem und jenem abhängige, obrigkeitshörige, unter – richtete Konsumenten. Wo das „Haben“, Status, Form und Besitz alles zählt und das „Sein“ nichts. Was man gewinnt, was man so schnell und effizient wie möglich unter zu Hilfenahme aller Mittel jenseits vieler bis aller Skrupel und unter möglichst optimiertem Einsatz der Ellbogen er – reicht . All das zählt. Wo Zeit Geld ist und nicht eine schnöde Illusion. Wo alles zählt was zahlt und wo nichts zählt was nur „ist“. Wie die Natur zum Beispiel. Oder ein Tier-, Pflanzen oder Menschenleben eben.

Sein

Wenn man in der „Schule“ jungen Menschen als erstes jeden Enthusiasmus einschliesslich der meisten ihrer Träume raubt, nicht auf ihre Talente und besonderen Fähigkeiten und Stärken eingehen will, sie permanent be- und entwertet und ihnen statt dessen ein Bildungskorsett in Richtung des perfekten Konsumenten und dem braven, ängstlichen und hörigen Bürger unter – richtet und an – tut anstatt sie aufzurichten, zu ermutigen und zu fördern, braucht es uns wirklich nicht wundern, warum es immer weniger Berufene und Berufe gibt und sich immer mehr bis alle fast ausschliesslich nur mehr um sogenannte „bullshit Jobs“ anstellen, bewerben oder glauben, sich auf eben solche „umschulen“ lassen zu müssen, um weiterhin ihre überteuerten Mieten zu bezahlen und ihr Auskommen weiterhin finanzieren zu können.

Auf – richten

Ich treffe immer wieder Menschen, die behaupten, vollkommen unmusikalisch zu sein, obwohl es das erwiesenermassen schlicht und einfach nicht gibt. Sehr wohl aber tatsächlich existierende, unter – richtende Be – Lehrende und Be – Wertende, die Ihnen das irgendwann mit Erfolg weis gemacht haben. Oder liebevolle Herzensmenschen, die ernsthaft von sich behaupten, zwei linke Hände zu haben: in Wahrheit hatten sie oft nur einen einzigen, beschissenen frustrierten Lehrer. Das reicht, um einem ursprünglich mit Potential, Kreativität, Enthusiasmus und Talenten gesegneten Menschen sein weiteres Leben für immer zu versauen.

Potential

Es wird heftigst diskutiert über alles rund um einen fast schon fiktiven Begriff „Arbeit“, ohne eben diesen Begriff auf der Höhe der Zeit jemals definiert, geschweige denn dringend „neu definiert“ zu haben.

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Der deutsche Philosoph Richard David Precht hat genug davon, dass – aus seiner Sicht – die Arbeitswelt von morgen gern schön geredet wird, dass es heißt, in der digitalen Zukunft gibt es auch weiter Jobs für jeden, man müsse nur die Chancen nutzen und sich weiterbilden. „Wenn Sie 20 Jahre als Busfahrer gearbeitet haben, werden Sie nicht einfach Virtual-Reality-Designer“, ist Precht überzeugt. Nicht jeder sei zum IT-Experten geboren. Es gebe zwar noch einige Bereiche, in denen der Mensch weiterhin dem Roboter überlegen sein werde – etwa das Handwerk („Ein Roboter kann keine Heizung reparieren“) oder im sozialen „Kümmerer-Bereich“ (Schulen, Kindergärten, Ärzte). Grundsätzlich aber rate er dringend zur intensiven Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen und der Abkehr von der Leistungsgesellschaft, in der der Wert eines Menschen über seinen Verdienst definiert werde. Es sei ein Fehler von Gewerkschaften und Betriebsräten, dass sie sich dieser Debatte bisher verschließen würden.

Diese Zukunftsgläubigkeit geht Precht eindeutig auf die Nerven. Das „Festhalten am kitschigen Arbeitsbegriff“ sei falsch, man müsse „raus der Leistungsgesellschaft“. Auch künftig werde es noch reichlich zu tun geben, allerdings sei die Frage, ob man dafür auch Geld kriege. 

Virtual Reality Designer

Vor ein paar Tagen hatte ich eine wirklich nette Unterhaltung mit einer älteren Dame mit Hund, die ich auf einer meiner Radexkursionen vor einer Bäckerei am Rande der Stadt in der Warteschlange davor getroffen hatte. Nachdem sie mir erklärte, dass einer Ihrer Enkel wohl Musiker ist und , wie ich eben auch, Alexander heisst, der aber ursprünglich, so wie ch auch, Medizin studieren wollte, war sie nicht nur freudig berührt ob dieser offensichtlichen Parallelen sondern auch offensichtlich total erstaunt, irgendwo zwischen Ungläubigkeit als auch Bewunderung , dass ich schon seit ich denken kann, immer Musiker werden wollte und es seit inzwischen über 45 Jahren auch tatsächlich bin.

Radexkursion

Sie wollte zum einen wissen, ob ich denn davon leben könnte, was ich mit „gestorben bin ich daran bis heute nicht“ lachend beantworten konnte. Und dann meinte sie, wie ich das denn sähe heutzutage? Ich sagte ihr, dass in Anbetracht des exzessiven Verlustes an Arbeit und rasanten Verschwinden von immer mehr Arbeitsplätzen weltweit, einhergehend mit einer gewissen Absurdität der Berufsstände „Zukunftsforscher“ und „Arbeitsmarktanalysten“, ich jedem jungen Menschen nur dringend ans Herz legen kann, allen Unkenrufen zu Trotz vertrauensvoll jenen Weg zu verfolgen, wofür sie innerlich brennen und wovon sie träumen. Da können sie einmal grundsätzlich nie falsch sein und dieser Weg wird sich allen äusseren Umständen gegenüber immer bewähren und erfüllend sowie Sinn stiftend sein.

Sinn…..

„Was Hännschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, heisst es. „Was Hans glaubt nicht zu können, wurde Hännschen erfolgreich ausgetrieben“ müsste es besser heissen. Solange wir immer mehr Jobs ergreifen oder uns ausschliesslich um Jobs bemühen, wo wir entweder das meiste Geld verdienen oder wir Studien inskribieren aus den selben oder ähnlichen Gründen oder wo wir zumindest Aussicht auf möglichst viel Freizeit haben werden, haben wir sowohl in Sachen Bildung als auch in Sachen Arbeit im Sinne des Wohles des Individuums als auch der Menschheit so gut wie alles falsch verstanden, falsch weitergegeben, falsch unter – richtet und einfach vollkommen verkehrt gemacht bis total vergeigt.

„Hännschen“ ist neugierig 😉

Wir brauchen neue Zukunftsorte und Lernplätze, soviel ist sicher, wo wir alle voneinander lernen dürfen und können, ohne jemanden, der oder die glaubt alles zu wissen nur weil sie oder er etwas „studiert“ hat oder in diesem oder jenem „unter – richtet“ wurde. Wir müssen uns trauen und den Mut und die Initiative haben, uns wieder gegenseitig „Aufzurichten“ Jung und Alt, versiert und neugierig, erfahren und wissbegierig, dort geht,s lang.

Siehe bitte auch: https://pimpmyband.live/2020/11/09/38-wert-sinnvolles-schaffen-bitte-um-eure-hilfe-input-und-unterstutzung/

Veröffentlicht von

pimpmyband11

Alexander A. Deutsch UMAN United Music Angels Network moerdermusic productions & international artist & project development music . consulting . uncoaching, production . lectures . kick ass drums https://pimpmyband.live www.cafedrechslerband.com www.facebook.com/alexander.a.deutsch https://eiblinskidrums.com/2018/07/19/im-gespraech-mit-alex-deutsch we are the seeds of awakening in a sleeping world So, Don't Sleep!!!

Ein Gedanke zu “# 68 Arbeit und Bildung”

  1. wenn man diesen Beitrag – für mich Augen öffnen – bevor sie nichts mehr sehen – in sich aufnimmt, kommt man sich sowas wie geheilt vor – ich habe immer – sagen wir hätte – gewusst, was ich will – z.B. als Neunjährige – am Land aufgewachsen – hatte ich mir schon eine Klavielehrerin ausgesucht und mit ihr verhandelt – als ich meine Eltern davon unterrichtete – sie waren für mich immer offene liebe Menschen, jedoch das konnten sie nicht verstehen und begreifen – ich bedaure es bis heute, dass ich keinen Erfolg hatte – – – -ein Beispiel für Umschulung dieser Begriff hat mir nie gefallen – – – Augen öffnen ist immer gut- – –

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