Liebes digitales, quasi genossenschaftlich organisiertes Lexikon Wikipedia, erzähl uns doch mal, wie Du das mit dieser heiligen Kuh namens Digitalisierung siehst:
Unter Digitalisierung (von lat. digitus, Finger und engl. digit, Ziffer) versteht man das Umwandeln von analogen Werten in digitale Formate und ihre Verarbeitung oder Speicherung in einem digitaltechnischen System. Die Information liegt dabei zunächst in beliebiger analoger Form vor und wird dann über mehrere Stufen in ein digitales Signal umgewandelt, das nur aus diskreten Werten besteht. Zunehmend wurde jedoch unter Digitalisierung auch die Erstellung primär digitaler Repräsentationen zum Beispiel durch Digitalkameras oder digitale Tonaufzeichnungssysteme verstanden. Die so gewonnenen Daten lassen sich informationstechnisch verarbeiten, ein Prinzip, das allen Erscheinungsformen der Digitalen Revolution und der Digitalen Transformation im Wirtschafts-, Gesellschafts-, Arbeits- und Privatleben zugrunde liegt.[1]

Die Digitalisierung als Erstellung digitaler Repräsentationen hat den Zweck, Informationen digital zu speichern und für die elektronische Datenverarbeitung verfügbar zu machen. Sie begann historisch meist mit einem analogen Medium (Photonegativ, Diapositiv, Tonband, Schallplatte). Das Produkt einer solchen Digitalisierung wird mitunter als Digitalisat bezeichnet. Zunehmend wird unter Objektdigitalisierung jedoch auch die Erstellung primär digitaler Repräsentationen mittels digitaler Video-, Foto- oder Tonaufzeichnung verstanden. Hier wird der Begriff Digitalisat gewöhnlich nicht verwendet.

Es wird geschätzt, dass 2007 bereits 94 Prozent der weltweiten technologischen Informationskapazität digital war (nach lediglich 3 Prozent im Jahr 1993).[14] Auch wird angenommen, dass es der Menschheit im Jahr 2002 zum ersten Mal möglich war, mehr Information digital als analog zu speichern (der Beginn des „Digitalen Zeitalters“).[15]

Was mir sofort einmal zeitgleich sowohl ins Auge als auch ins analoge Herz sticht ist folgende Aussage: „…das Umwandeln von analogen Werten in digitale Formate„. Frage 1: könnte da möglicherweise irgend etwas tatsächlich „Wert – volles“, also in Wahrheit etwas „nicht Vernachlässigbares“ auf der digitalen Strecke bleibt? Nächste für mich analogen Freak nächste höchst bedenkliche Aussage: „Die Information liegt dabei zunächst in beliebiger analoger Form vor und wird dann über mehrere Stufen in ein digitales Signal umgewandelt, das nur aus diskreten Werten besteht. Dazu Frage 2: was ist eine „beliebige analoge Form“?
Ich persönlich kenne ja nichts wirklich Konkreteres in seiner Wahrhaftigkeit als die „analoge Form“ und bin gerne bereit, nur um einmal einen Aspekt dieses sicher sehr komplexen Themas aus der Perspektive eines Musikers an einem sehr einfachen Beispiel für alle nachvollziehbar zu veranschaulichen.

In meiner Jugend hatte noch jeder Musikliebhaber und Musikfreak einen Vinyl Plattenspieler, und ich habe die ersten Jahre zu den diversen Beatles Platten und anderen dazu mein Schlagzeug autodidaktisch geübt oder mir gewisse Arrangements für meine damalige Band heruntergehört, oder wie man in der Fachtrottelsprache zu sagen pflegt: transkribiert.. In den Studios waren die tollen Aufnahmemaschinen dazumal natürlich auch alle analog. Unter den Besten waren jene von der Marke Studer, heute wieder heiss begehrt. Es wurde natürlich auch noch analog geschnitten und auf Band aufgenommen. Alles, sowohl die Art der Aufnahmen als auch die Art der Wiedergaben hatten für unsere damaligen, offensichtlich noch wesentlich sensibleren und noch nicht unter elektronischen Dauerfeuer leidenden Ohren ein sehr breites Frequenzspektrum zur Verfügung, welches auch eine sehr wohlige, akustische Wärme und Tiefe mit und in sich schwingen hatte, was einen tatsächlich noch tief zu berühren imstande war.

Dann kamen die CDs, und die diversen Aufnahmetechniken sowie die Abhörmöglichkeiten wurden zunehmend digitalisiert, weil alles „einfacher“ zu bewerkstelligen, unkompliziert zu katalogisieren, verfügbar zu machen und am Ende, einer der Hauptgründe der Digitalisierung nach wie vor, sowohl einfacher zu produzieren als auch lukrativer zu verkaufen war. Man brauchte keine aufwändigen Abhörgeräte namens Turntables mehr, sondern es reichten die sogenannten Walkmans und dann die CD Spieler, die bis vor ein paar Jahren noch in jedem Auto eingebaut waren.

Auch die Produktionstechnik wurde radikal digitalisiert und was blieb war ein wesentlich flacheres Frequenzspektrum, mit kantigen, schrillen, teils schmerzhaften Höhen und mit durch Subwoofer geboosteten Tiefen und Subpässen, die einen in diversen Dance Clubs schon mal unvermutet heftig in den Bauch fahren und einen sofortigen, dringenden Klogang zur Folge haben konnten. Aber in der warmen Mitte, im Bereich der menschlichen Stimme, des Fagotts und des Cellos wurde die akustische Luft wesentlich dünner und spürbar flacher. Es war halt mit einem mal alles wesentlich einfacher verfügbar, und bald brauchte man auch keine CD Spieler mehr, weil man die Songs ja digital via dem damals führenden Vermarkter der flacheren Tonqualitäten namens I-Tunes einfach auf allen Computern verfüg- und damit auch verkaufbar machen konnte.

Foto © Gernot Muhr
Und dann kam endlich das Manna einer Musik- und Entertainment Industrie, der goldene Schrein und heilige Gral von Spotify und CO, das MP3, eine musikalische Amputation in Sachen Frequenz, Wärme, Tiefe und Energie ohnegleichen bis dato nie da gewesenen Ausmasses. Eine unfasbare Anzahl von Songs konnten plötzlich auf jedem akustisch billigsten Schrott, allen Moniltelefonen einfach in riesigen Datenmengen gestreamt werden, man musste sie nicht einmal mehr herunterladen können. Produziert wird oft schon massgeschneidert entlang der vorab künstlich erzeugten Bedürfnisse der Konsumenten, der diversen Zielgruppen, oft schon durch Computerprogramme und dem digitalen Gott, der künstlichen Intelligenz, akustisch so flach wie noch nie und künstlerisch so wertlos wie noch nie aber „der Konsument will es angeblich so“ !
Verdienen tut daran in Wahrheit nur mehr eine Entertainment Industrie im Zuge einer unfassbar kaltschneutzigen und schamlosen Piraterie an den Werken und Werten der Künstlerinnen und Künstler, indem man sie systematisch bestiehlt um dem Konsumenten die Illusion zu vermitteln, dass Musik nichts kosten darf und muss, weil in Zukunft ja ohnedies Computerprogramme und künstliche Intelligenz uns so flach und bllig wie möglich in unserem Konsumentendasein einlullen und dauerberieseln werden.

Das behauptet man inzwischen hartnäckig für fast alle Bereiche unseres Lebens, und wenn es nach den Geschäftemachern geht, sollen möglichst alle Lebensbereiche davon erfasst werden müssen, wenn wir uns durch den Kaufpreis weiterhin korrumpieren lassen wollen, indem man gnadenlosen Qualitätsdiebstahl auf jeder erdenklichen Ebene begeht. egal ob es sich um Kunst, Musik, Fotos, Filme, Kleidung, Nahrungsmittel, Schweinsschnitzel, Autos, Alten- und Krankenbetreuung, Operationen, Konferenzen, die Art unserer Kommunikation, Bildung, Lernen, Beruf und Freizeit und vieles mehr dreht. Alles dreht sich ausschliesslich um den Konsumenten…..

Wir müssen den analogen Menschen , die analogen Tiere und Pflanzen und die Ihnen und uns innewohnende Würde in ihrem vollen analogen Spektrum und in ihrer breiten und tiefen analogen Frequenz und ihrer höchsten analogen Qualität wieder zurückerobern und in das, was wir einst ein erfülltes Leben nannten, zurückführen, koste es was es wolle.

Der inzwischen leider schon verstorbene Artist namens „Prince“ hat , soviel ich weiss, alle seine Alben „analog“, auf den oben genannten, mittlerweile sündteuren Studer Aufnahmemaschinen produziert, viele Symphonieorchester der Welt tun es ihm gleich, viele Künstler der verschiedensten Sparten und Genres ebenso. Plattenspieler erleben einen ungeahnten Boom. Der Vinyl Verkauf war letztes Jahr in den USA doppelt so hoch wie seit 1997 nicht mehr. Das 20 Jahr Jubiläumsalbum unserer Jam Band Café Drechsler haben wir zum Grossteil in einem analogen Aufnahmestudio aufgenommen und unser britischer Mixing Engineer hat seit ein paar Jahren einen Lehrstuhl auf der Musik Universität in Bordeaux für analoge Aufnahme- und Mischtechnik.

Qualität setzt sich offensichtlich doch immer wieder oder noch durch. Zumindest für jene, die sie noch wahrzunehmen imstande sind. Deshalb seien wir bitte unbedingt äusserst bedacht, vor-, um- und weitsichtig und lassen wir uns unseren analogen Reichtum nicht von gnaden- und rücksichtslosen Geschäftemachern klauen. Nicht um den Preis, dass es für uns dann so viel billiger bis gratis und „einfacher“ ist, nur damit sich ein paar wenige damit eine goldene Nase verdienen und uns rücksichtslos bestehlen können, auf Kosten der Qualität, Wärme und Tiefe unserer Wahrnehmung dessen, was wir Leben nennen. Das ist es schlicht und einfach nicht wert. Denn der wahre Wert wohnt weder ausschliesslich in der Digitalisierung von allem und jedem noch im Profit, der sicher nicht alle Mittel rechtfertigt und alle technischen Errungenschaften sind grundsätzlich weder unantastbar noch heilig.

Schnell ist nur schnell und sonst gar nichts. Das ist eine in der Atmosphäre verglühende Sternschnuppe auch bald einmal. Effizient ist nur effizient aber oft auch flach und oberflächlich. Billig ist billig, kann aber oft sehr teuer zu stehen kommen. Daten sind nur Daten und Content ist meist nur flacher Füller und weder ein aufregendes Erlebnis noch ein echtes Abenteuer. Ein wahrhaftiges, tiefes Gespräch lebt von weitaus mehr als von perfektem Bild und seichtem Ton auf flachem Schirm. Ein Konzert vor einem leeren Konzertsaal ohne wahrhaftigem , analogem Publikum ist ein Graus. Das Erlebnis, vor einem Werk Van Goghs oder Monets oder Picassos und seinem Licht in einem Museum zu stehen, kann kein Bildschirm der Welt vermitteln. Eine analoge Mahlzeit, ein guter elder analoger Tropfen aus dem Burgenland oder der Steiermark sind ein Traum. Eine echte, analoge Umarmung ist alles andere als arm sondern , wie wir alle besonders jetzt wissen, und das sollten wir bitte besonders jetzt auch nicht vergessen, ein Grundlebensmittel , genau so wie der analoge Friede, die analoge Stille und die analoge Liebe für jede und jeden von uns.
