„Ich fahre nicht Rad, um Eindrücke zu sammeln oder Abenteuer zu erleben – ich fahre Rad, um meinen Verstand zu entlüften und meine Gedanken zu umfahren, meine Lungen frei durchatmen und meine Seele frei baumeln zu lassen, Kreativität und Phantasie zu beflügeln, und um mich in und mit der Natur tagtäglich zu vergewissern und zu erinnern, dass wir beide Teil von einander sind.“
Das ist nicht „fad“, was mich meine Liebste erst kürzlich einmal fragte, zumal ich frühmorgens einem immer ähnlichen Weg raus aus der Stadt zur Donau folgend, vorbei an meinem Lieblings K&K Bäcker oben in Döbling in Richtung Norden , flussaufwärts sozusagen, ohne weitere Fragen oder wesentlichem Verlangen, immer „etwas Neues“ erleben zu müssen, einschlage. Und doch ist keine einzige Fahrt je wie die andere.

„Ich nannte das Fahrrad meinen einzigen Freund. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich vermutlich mit ihm geschlafen.“ (Henry Miller)
„Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren.“ (John F. Kennedy)

Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Rad fahr Versuche – an den Kampf um das Halten des Gleichgewichts und der Balance, um das Loslassen der vermeintlichen Sicherheiten des Glaubens „sich immer irgendwo fest- oder anhalten“ zu müssen um langsam aber immer sicherer, nach etlichen gescheiterten Versuchen sowie immer wieder aufgeschlagenen Knien und Ellbogen mich schlussendlich immer mehr der Freude und Lust des Fahrens, des Fliegens und dem Wind und Rausch der Geschwindigkeit hingeben zu können.
„Mein“ Fahrrad als damals 7 oder 8 jähriger Bursche war das 3 Gang Puch Fahrrad meines Vaters gewesen, also in jeder Hinsicht um bestimmt ein paar Nummern zu gross für mich. Also musste ich, um den Drahtesel überhaupt einmal erklimmen zu können, das Fahrrad immer rüber zum Nussbaum schieben, die Holzbank davor erklimmen, um überhaupt den Funken einer Chance zu haben, mich irgendwie in den Sattel zu hieven, wobei meine Zehenspitzen gerade mal die Pedale zu erreichen imstande waren.

„Sieh an, wie ein Zweirad in Bewegung und Fahrt gesetzt wird. Wenn du deinen Willen so in Bewegung und Fahrt zu setzen vermagst, so wirst du nach eigenen Schwankungen wie ein Meister im Sattel sitzen.“ (Christian Morgenstern)

Und dann genoss ich es bald, stundenlang, immer und immer wieder in vorerst kleineren bis immer grösseren Kreisen zu fahren, zu üben, zu Lernen durch das Wiederholen des eben Gelernten, immer und immer wieder, bis ich immer mehr mit dem Rad verschmolz und bald nicht mehr wusste, wer da eigentlich mit wem fährt, wo das Rad aufhörte und ich anfing. so „eins“ sind wir schliesslich geworden – wie mein Akkordeon und ich, damals – eine schöne, glückselige Zeit. Obwohl es oft mühsam bergauf ging fuhr ich danach befreiend fliegend bergab, es ging um alles und es ging um nichts. ein Traum.

„Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.“ (Albert Einstein)

Dann hatte sich, mit 14 oder 15, das Radfahren bald aus meinem Bewusstsein verabschiedet und machte anfänglich dem begehrten Moped- und Motorradfahren, und später dem Autofahren seinen manchmal nötigen, aber immer öfter auch vollkommen unnötigen Platz. Hunderte von Tausenden Kilometern als durch ganz Europa und quer durch die USA fahrender Musiker auf Tour, von einem Club zum anderen, von einem Festival zum nächsten.
Darauf folgten ein paar sehr wunderbare und zugleich extrem befreiende, vollkommen Autolose Jahre im grossen Apfel NYC nachdem ich meinen Dodge Station Wagon vor meinem Umzug von Boston in die Stadt, die niemals schläft, gewinnbringend verscherbelt hatte, um nach 8 Jahren in den USA wieder, diesmal im Cabriofeeling, durch die steirische Pampa und schliesslich noch ein paar Jahre danach wöchentlich frühmorgens und spätabends von Wien an die Musik Universität in Graz, wo ich damals unterrichtete, und wieder retour zu pendeln, bis ich mich vor etwa 20 Jahren bis heute in der wunderschönsten Stadt der Welt lebend, erfolgreich endgültig von der Last der ewigen Auto hin- und her Fahrerei, Parkplatz Sucherei und Strafzettel Zahlerei befreien konnte, was alles tagtäglich einen enormen Platz in meinem Bewusstsein und in meiner Geldbörse wegzufressen und zu vereinnahmen bereit geworden war.

„Die Lebensqualität steigt, wo die Beine etwas mehr und die Ellenbogen etwas weniger gebraucht werden.“ (Erhard Eppler)

Inzwischen bin ich leidenschaftlicher Zug- und eben, so oft und so immer es irgendwie geht, wieder zum leidenschaftlichen Rad- Genuss-Fahrer geworden. Allerdings ohne jegliche Wettbewerbsambitionen, also meistens allein, also in bester Gesellschaft, ohne slicke, slim fit, hautenge, grelle Fahrraddressen oder Rennrad Phantasien. Natürlich auch ohne E-Bike, weil ich mir bei einem Hometrainer ja auch keinen Akku einbauen würde, nur damit er leichter geht, sofern ich einen hätte.

Oder Gelände, in Wahrheit Natur Zerstörungs- Mountainbike Maschinen, wo man anscheinend meint, mit dem Preis des Rades den Zugang zur Naturbenutzung und deren rücksichts- und gedankenlose Zerstörung natürlich schon mit bezahlt zu haben. Ohne den Funken eines Bewusstseins für die dort lebenden Tiere und die oft auch dort wandernden Menschen, Kinder und ältere Personen inklusive wird Natur, wie inzwischen so ziemlich alles andere auch – „konsumiert“ – die zeitgemässe Egomanen Version einer ursprünglich wunderbaren Erfindung.

Ich bin mit einem stink normalen 7 Gang Puch Stadt Fahrrad mit grosser Freude und Glückseligkeit raus aus der Stadt in die Pampa unterwegs, um dann immer, eigentlich erst seit dem letztem Corona Lockdown Jahr, am Ziel bzw. auf halbem Weg meiner kleinen Reise, jahraus jahrein noch in meine geliebte Donau rein zu waten um bei jedem Wind und Wetter etwas mit dem Strom zu schwimmen. Ganz im Flow. Herrlich.

„Radfahren kommt dem Flug der Vögel am nächsten.“ (Louis J. Halle)

„Wenn du niedergeschlagen bist, wenn dir die Tage immer dunkler vorkommen, wenn dir die Arbeit nur noch monoton erscheint, wenn es dir fast sinnlos erscheint, überhaupt noch zu hoffen, dann setz dich einfach aufs Fahrrad, um die Straße herunterzujagen, ohne Gedanken an irgendetwas außer deinem wilden Ritt.“ (Arthur Conan Doyle)

Das Fahrrad ist für Alexander ein Lebenselixier – viele gute Wünsche sollen Dich stets auf Deinen Wegen begleiten bergauf, bergab, geradeaus – – – in Saus und Braus – hat das Fahrrad einen Namen? für mich heißt es – Wurlefix – – – – – IRIS JÄGER – – – –
LikeLike