Liebe Leute, ich wünschte ich könnte euch das nach über 40 sich immer schneller und radikal verändernden Jahren in vollkommener künstlerischer und wirtschaftlicher Selbstständigkeit als international arbeitender Musiker und Musikproduzent mit ungefähr 10 Jahren insgesamt paralleler Lehr- und Management- bzw. Artist Developmenttätigkeiten da und dort klipp und klar beantworten – kann ich aber nicht. Ja, so schauts aus – ganz ehrlich: ich weiss es manchmal selbst nicht. Versuchen wir es mal so: wo und was sind die realen Einnahmemöglichkeiten und deren realistische Grössenordnungen als Musiker aus meiner Sicht der Dinge.

Als ich 1987 mit einem halben Stipendium des Berklee College of Music für ein Semester und einer Starthilfe der Fürst Dietrichsteinschen Stiftung als Mitglied des Wolfgang Muthspiel Trios, damals wirklich noch eine Pioniertat, in die USA ausgewandert bin, wusste ich ehrlich gesagt nicht wirklich, wie sich das trotz der erwähnten Unterstützungen finanziell ausgehen könnte. Mein Vorteil war, dass meine lieben Freunde Wolfgang Muthspiel und Peter Herbert, der Kontrabassist unseres Trios, schon ein Jahr vor mir nach Boston gegangen waren, und ich dadurch nicht vollkommen ins Blaue unterwegs war. Dass wir als Trio gleich im ersten Halbjahr 1988 den renommierten nationalen Down Beat Jazzwettbewerb als beste up and coming „US Nachwuchsband“ gewinnen konnten war natürlich auch kein Nachteil in Sachen Aufmerksamkeit und Bekanntheit in den USA.
Spannend wurde es im nächsten Semester, der Förderpolster war aufgebraucht, ohne volles Stipendium ging gar nichts und nach einem kurzen Heimaturlaub startete ich mit 50 Dollar in der Tasche in eines meiner Abenteuer, welches mir für 8 Jahre eine neue zweite Heimat, zuerst in Boston und in Folge an der Lower Eastside in Manhattan schenken sollte. Ich bekam das volle Stipendium und nach einem weiteren halben Jahr Boston wurde ich als gigging Maniac Experte für Jüdische, Irische, Russische und Neu Englische Hochzeiten, war plötzlich heiss begehrt als sideman im Tuxedo bei allen möglichen SängerInnen und den dazugehörigen Hotel Lounge Gigs und arbeitete neben diversen Club- und Studiogigs mit einer der geilsten Bostoner Partybands Seite an Seite mit Tina Turners Saxophonisten, dem Basser des Geigers Jean Luc Ponty oder dem Sänger der Band „Boston“ und verdiente soviel Kohle wie nie zuvor und lange danach auch nicht mehr. Ein Jahr später beschloss ich nie mehr auf Hochzeiten oder in Hotellobbies aufzuschlagen und es ohne diese Einnahmequellen zu versuchen. Ich musste lernen, meinen eigenen Marktwert zu bestimmen und auszuloten, eine bestimmte Gage aufzurufen, und wenn man nicht bereit war, diese zu bezahlen, den Job nicht anzunehmen. So ging das damals – und heute? was geht heute Gagen – und Einkommensmässig ???
Also die in jedem Fall aus meiner Sicht immer noch beste und bei entsprechendem Erfolg sicher auch lukrativste Idee ist eine eigene Band an den Start zu kriegen, sich um Konzerte in Clubs und Festivals zu kümmern, wo man in der Regel auch etwas mehr als die üblichen sidemangagen verdienen kann, die irgendwo zwischen 150.- bis 250,- Euro pro Konzert liegen, Songs oder tracks zu produzieren und idealerweise Airplaymässig in Sachen Radio positionieren (AKM, austro mechana und LSG Einnahmen , was bei richtigen Radiohits, auf Ö3 und ähnlichen internationalen Radiostationen wohlbemerkt, schon um einige Tausend Euro jährlich bedeuten kann, soweit die Produzenten Dich als Musiker der Produktion bei der LSG angemeldet haben!), Alben (möglichst günstig) zu produzieren um sie bei Konzerten zu verkaufen, sich um Eventagenturen für diverse Firmenevents , so man das will, kümmern, Kontakte zu Filmfirmen, Film- und Theaterregisseuren sowie Werbeagenturen pflegen in Sachen soundtracks und Theatermusik, was auch durchaus lukrative Einnahmequellen sein können. Die streaming Entgelte kann man getrost so gut wie komplett vergessen. ( 1 Million streams = ca. 800.- Euro, 100.000 streams = ca. 80 Euro , 10.000 streams = ca. 8 Euro )
dazu noch folgender hilfreicher Artikel http://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/welche-gage-kann-ich-verlangen.html
Hier gibt es Produktionsförderung: http://www.musikfonds.at/de/Foerderungen-Einreichen/Produktionsfoerderung/Wie-einreichen.htm
und wenn alle stricke reissen: http://www.ksvf.at/

In Sachen Management und Artist Development läuft der Hase noch komplett anders, da man dort oft jahrelang mit Aufbauarbeit und Investitionen konfrontiert ist, wo es oft kaum bis spärliche Einnahmequellen geben kann und man erstmal diese oft extremen Durstrecken überleben muss, und es keine wie auch immer geartete Garantie gibt, dass die Geschichte dann auch wirklich aufgeht, was von unglaublich vielen Faktoren abhängt die man oft nur bedingt bis gar nicht beeinflussen kann. Also: good luck with that ! cheers, der aX
Konzerttermine November;
Freitag 10.11. 19:00 Live Recording Session unserer Band Café Drechsler im Supersense the.supersense.com/products/cafe-drechsler-recording-session-10-november-2017
Sonntag 19.11. 19:30 Café Drechsler Konzert im MUTH / Wien www.facebook.com/events/622333964821999/