Nachdem BILDUNG ja wirklich eines meiner absoluten Lieblingsthemen ist: Schon mal etwas von MathEthik gehört? Nein? Ein super spannendes und zeitgemässes Thema und Konzept für HEUTE, den Zeiten wie diesen. Alleine schon der Pfad „Vom Unter – richten zum Auf – richten“ spricht Bände.

Was mir ja schon seit gefühlten Ewigkeiten schwer gegen den Strich geht ist die Tatsache, dass wir in unserem mehr als gründlichst hinterfragenswerten sogenannten Bildungssystem seit vielen Jahren, ja: Jahrzehnten wenn nicht sogar Jahrhunderten uns hartnäckig in einem mehr oder weniger ein- und demselben Einbildungsgefängnis befinden, wo wir anscheinend alle gelernt haben oder lernen mussten, dass es ganz „normal“ und angebracht sei, Tonnenweise Unmengen an wertvollem kreativem, innovativem sowie wert- und sinnvollem Potential oft schon in seinem Keim vorsätzlich zu ersticken, damit wir uns ja nicht zu toll oder zu schnell oder zu brilliant als Gesellschaft und Gemeinschaft weiterentwickeln mögen. Seit ich auf der Welt bin, und das ist inzwischen auch schon über ein halbes Jahrhundert lang, wurde bis heute noch keine einzige der seit eh und je geplanten, versprochenen und extrem wichtigen, weil lebens- und überlebensnotwendigen Bildungsreformen weder konkret unter Beteiligung der jeweils hellsten Köpfe im Land umgesetzt noch in auch nur irgendeiner sinnvollen Weise in Angriff genommen. Warum?

Darauf mögen die folgenden Worte und Erläuterungen aus dem Munde und Herzen eines genialen Zeitgenossen namens Horst Dorner, einem pensionierten Volksschuldirektor der über 40 Jahre lang das mathetische Steuerungsprinzip an den Kindern angewandt hat, Erkenntnis und Einblick gewähren. Die Resultate der Karrieren und Lebenswege dieser Kinder sprechen Bände. Bitte sehr: all das muss gehört, verbreitet, erkannt und dringend umgesetzt werden.

„Die globalen Problemlagen sowie deren existenzielle Herausforderungen erfordern in vielen Bereichen ein Neudenken, ein Neuverstehen und eine Neugestaltung. Bildung gehört dabei ohne Zweifel zu den wirkmächtigsten Bereichen, wenn es um Themen wie Armutsbekämpfung, Inklusion, Digitalisierung, Wirtschaftsentwicklung, Nachhaltigkeitsumsetzung, Demokratieentwicklung und Zukunftsfähigkeit geht.
Es geht um eine Erweiterung von Denkräumen und Fühlräumen mit Hilfe mathEthischer Steuerungskultur. MathEthik kann als Impulsgeberin zur Hebung der Humanisierungspotentiale beitragen.

Ich vertrete eine Steuerungskultur, die unterschiedlichste Menschen befähigt, komplexe Herausforderungen durch Verstehen und Gestaltungskraft zu bewältigen und gleichzeitig, im Austausch mit anderen, kollektive Intellligenz zu kreieren. Bildung in dem üblichen Sinne wie sie in der überwiegenden Anzahl von Bildungseinrichtungen praktiziert wird, ist NICHT geeignet, die festgefahrenen Sackgassen zu durchbrechen.

Diese Bildung ist vielmehr entscheidend am dramatischen Zustand unserer Welt beteiligt. Daran sind nicht die Lernenden schuld, daran sind nicht die Lehrenden schuld, daran sind nicht die Politiker*innen schuld und daran sind nicht die Bildungswissenschafter*innen schuld! Es ist unser Verständnis und unsere Praxis wie wir mit erhöhter Komplexität umgehen und mit welcher Steuerungskultur wir herangehen.

Die Steuerungskultur des UNTER-richtens ist monopolartig etabliert. Sie zerstört menschliche Potentiale, weil sie Menschen entsolidarisiert, entfremdet, manipuliert, domestiziert, entwürdigt und beliebig brauchbar macht. In der Folge entstehen daraus massive psycho-physische Krankheitsbilder.

Wir brauchen eine Kultur des AUF-richtens, um Menschen eine ganzheitliche Teilhabe in allen Lebensbereichen zu ermöglichen. MathEthische Steuerungskultur ist AUF-richtend, praxisnah und wissensgenerierend. MathEthische Steuerungskultur ist universell und zeitlos ästhetisch und durch x-fache wissenschaftliche Erkenntnisse aus Medizin, Psychologie, Soziologie, Biologie, Physik, Chemie, Philosophie, usw. abgesichert.“

Vielen herzlichen Dank. Bitte das mal genüsslich auf unseren Kleinhirnrinden zergehen lassen. Alles Liebste, euer AleX
Danke an Joerg Weisser für diesen Nachtrag:
Was ist ‘Mathetik’?
- Mathetik betrachtet schulisches Lernen aus dem Blickwinkel des Schülers und charakterisiert das Verhältnis zwischen Lehrperson und Lernenden als ‚symmetrisch‘ und ‚herrschaftsfrei‘. Das bedeutet, Schüler und Lehrperson stehen auf einer Ebene. Die Lehrperson ist nicht ‚Herr‘ des Lernenden, sondern Lernberater und helfender Erzieher.
- Mathetik – verstanden als Gegenpol zur (lehrerorientierten) Didaktik – schließt das unterrichtliche Voranschreiten vom ‚konkreten‘ hin zum ‚formalen Operieren‘ ein. Sie relativiert die in der ‚Lernziel-orientierten Didaktik‘ betonte, dezidierte Evaluation dahingehend, dass eine punktgenaue ‚Lernzielkontrolle‘ häufig nicht möglich und sinnvoll ist.
- Mathetik impliziert das ‚konstruktivistische‘ Verständnis von Lernen, das dieses als aktiven, selbst-organisierenden Prozess versteht, bei dem die je eigenen ‚Wirklichkeiten‘ des Individuums von diesem ‚konstruiert‘ werden.
- Mathetik bezieht darüber hinaus die ‚ganzheitliche‘ Sichtweise des Schülers mit ein. Dabei greift der im vorliegenden Zusammenhang unterschiedlich belastete Begriff der ‚Ganzheitlichkeit‘ auf die Ganzheitstheorie zurück, die im Sinne einer humanistischen Persönlichkeitstheorie zu verstehen ist. Sie sieht jede einzelne Handlung des Menschen im Zusammenhang mit seiner Gesamtpersönlichkeit und erkennt alle Erfahrungen, die er mit sich und seiner Umwelt macht, als umfassendes Erleben und integratives Zusammenwirken.
Zusammengefasst wendet sich Mathetik beispielsweise gegen eine technisierte Unterrichtsvorbereitung und gegen ein lehrerzentriertes ‚Durchziehen‘ des Unterrichts am Schüler vorbei. Sie postuliert, immer wieder einen Wechsel der Perspektive vorzunehmen und das bewusste, strukturierte Lehren im Unterricht stets neu, ‚ganzheitlich‘ vom Lernen des Schülers aus zu betrachten, das – wie genannt – ‚konstruktivistisch‘ geprägt erscheint. Daraus folgt für die Lehrperson, sich einem relativistischen Standpunkt zu verpflichten und zu einer Haltung aufgefordert zu sein, welche die eigenen Beurteilungen stets in Frage stellt. In der Konsequenz heißt das, Lehren vor allem als strukturiertes, umfassendes Angebot an den Lernenden zu sehen, das nicht nur auf der Inhalts-, sondern auch auf der Beziehungsebene abläuft. Damit beinhaltet es einerseits das Lernen selbst und spricht andererseits nicht nur die Kognition, sondern auch Emotion, Motivation und Volition (Willen) des Lernenden an.
Siehe auch zum Download den Aufsatz von Chott: Die Entwicklung des MATHETIK-Begriffs und seine Bedeutung für den Unterricht der (Grund)Schule !
Siehe auch zum Download Aufsatz von Schlömerkemper!
Siehe auch zum Download die Ganzschrift von Wolf Dieter Kohlberg und Thomas Unseld: Mathetik – Mathetics – Mathétique 2007
Didaktik und Mathetik sind die Wissenschaften vom Lehren und Lernen. Ihr Gegenstand ist die Beziehung zwischen Mensch und Information, einmal der Konsolidierung und ihrer Abgabe (Lehren) und zum anderen der Elaborierung und ihrer Annahme (Lernen). Unter der Vorgabe von Unterrichtszielen sind sie an der Auswahl der Fachinhalte, etwa für Lehrpläne, beteiligt. Sie liefern einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer modernen naturwissenschaftlichen Grundbildung. Beide bilden den institutionellen Ort, an dem moderne Gesellschaften die Natur fachunterrichtlicher Prozesse kritisch betrachten. Sie berücksichtigen und nutzen aktuelle Erkenntnisse aus der Pädagogischen Psychologie, der Neurophysiologie und Hirnforschung („Neurodidaktik“) sowie der Kommunikations- und Kognitionspsychologie wie auch der Informationstechnologie. Als Lehr- und Lernwissenschaft sind sie stets einer Fachwissenschaft beigeordnet. Sie wählen bedeutsame Inhalte aus und harmonisieren die fachwissenschaftlichen Ansprüche mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Bedürfnissen unterschiedlicher Adressatengruppen. Ziele, Inhalte, Orte, Formen und Methoden des Unterrichtens werden zu reproduzierbaren Unterrichtseinheiten aus Einzelstunden verbunden. Ihre Untersuchungsobjekte sind die Planung, Durchführung und Analyse des Unterrichtens und Berichtens. Sie beschreiben den historischen Gang ihres Faches, begründen die Unterrichtsprinzipien und entwickeln Unterrichtsmodelle aus der Methodik. Die Didaktik und Mathetik eines Faches bilden die Berufswissenschaft des Lehrers und sind verbindlicher Teil der Aus- und Fortbildung von Lehrern. Auf dem Wege von Reflexion und Evaluation der Unterrichtsergebnisse leisten beide einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von Lehrkompetenzen und damit zur Qualitätssicherung von Unterricht. Theoriegeleitete Praxiskontrolle und praxis-kontrollierte Theorieentwicklung dienen der Auflösung des Praxis-Theorie-Dilemmas in der Lehrerbildung. Didaktik und Mathetik suchen nach objektivierbaren Regelhaftigkeiten innerhalb des Lehr-Lernprozesses, des Erziehens und des Sichbildens. Beide Wissenschaftsbereiche formulieren praxisrelevante Hypothesen. Diese überprüfen sie mit eigenen Forschungsziel ist der Erkenntnisgewinn zur kontinuierlichen Optimierung fachbezogener Ausbildung und allgemeiner Bildung in Schulen und ähnlichen Einrichtungen. Die Ergebnisse lehrwissenschaftlicher Forschung dienen den Lehrern und allen, die sich die Vermittlung von fachwissenschaftlichen Aussagen und damit die Verbesserung der Urteils- und Argumentationsfähigkeit in einer emanzipierten Gesellschaft zur Aufgabe gemacht haben (Wissenschaftsjournalisten, Marketingfachleute, Politiker, Fachwissen-schaftler u.a.) und stehen der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung. Didaktik und Mathetik besitzen überdies eine politische Dimension, da sie wesentlich zur aufgeklärten Gleichberechtigung, und damit zur Entscheidungsfreiheit und –sicherheit der Mitglieder demokratischer Gesellschaften beitragen und einer Emotionalisierung sowie Radikalisierung nachhaltig entgegenwirken.
Siehe auch zum Download den Beitrag von Michael A. Anton zur Mathetik in der Chemie
Siehe auch: Mathetik Literatur! Click here!
Siehe auch: Mathetik Websites! Click here!