Das Alte scheint noch nicht ganz vorbei, das Neue hat noch nicht wirklich begonnen. Das alte Jahr, das neue Jahr. Das Alte, das Neue. Altes, Neues. Nach langer Zeit wieder einmal endlich ein paar Tage am Stück in Ruhe, in Musse, in Liebe zusammen mit meiner Liebsten verbringen zu dürfen, und miteinander mit ihr und meinem Sohnemann ein vergleichsweise ruhiges und mangels Abend füllender Raketen und Böllerattacken entspanntes Silvester zu verbringen, sind, neben vielen anderen, unfassbar schönen, vollkommen unerwarteten und wert – vollen, ganz besonderen und besonders berührenden Geschenken des noch jungen Jahres, definitiv die Highlights der letzten Tage.

Vielleicht liegt es auch an der besonderen Konstellation dieser letzten Tage und Wochen: inklusive dem nachfolgenden Sonntag 3 Weihnachtsfeiertage in a row, die mein Sohn und ich, zusammen mit meiner Mutter und ihrem Liebsten in meiner geliebten Steiermark verbringen durften oder eben Silvester an einem Donnerstag, dann Freitag Neujahrsfeiertag und gleich darauf ein Samstag und dann gleich wieder ein Sonntag, dass zumindest ich meine Orientierung im Zeitraster noch vollkommener als sonst verloren habe und quasi die letzten Tage mehr oder weniger „zeitlos“, scheinbar zwischen den Zeiten, unterwegs bin und war.

Abgesehen von der Tatsache eines wunderbaren Weihnachtsgeschenks in Form einer Förderung durch den österreichischen Musikfonds für unser „Café Drechsler“ Jubiläumsalbum unmittelbar vor den Weihnachstfeiertagen, sowie Herzensdeschenke meiner geliebten Kinder und Enkelkinder, haben mich weitere, ganz besondere Geschichten zutiefst beschenkt und berührt.

Da gab es dieses ganz spezielle Weihnachtskonzert unter der Leitung der italienischen „Eule“ Ricardo Muti, mit den wunderbar konzertierenden Wiener Philharmonikern aus einem menschenleeren Musikvereinssaal. Wie immer in diesem Raum der einzigartigen Akustik, wunderschön dekoriert mit feinsten Blumenarrangements, mit unzähligen Kameras perfekt eingefangen. Eingebettet in sehr perfekt gestylte und offensiv zu beeindrucken gemachte Österreich Werbefilmchen in Richtung weiterer, mit Bangen erwarteter und erhoffter Gewinne einer Tourismusindustrie vor einem weltweiten Millionenpublikum via TV und dem ORF, als der Maestro am Ende des Konzertes diese gesamte, perfekt formatierte Inszenierung mit der Öffnung eines riesigen, unprätentiösen Scheunentors der Menschlichkeit in Form einer, zumindest mich zutiefst berührenden, seinerseits offenbar gänzlich unvorbereiteten, leidenschaftlichen und emotionalen Rede zum Wert und der enormen Wichtigkeit der Musik, der Kunst und Kultur als „die“ Basis für eine gesunde Gesellschaft jäh durchschnitt und mir aus dem Nichts die Tränen runterschiessen liess ob der Klarheit, Wahrhaftigkeit und zutiefst berührenden Worte der wahren Werte an eben dieses Millionenpublikum als auch zugleich allen Staatsoberhäuptern und Regierungschefs ins virtuelle Stammbuch geschrieben.

Impfen, Impfen, Testen, Testen, nicht, auf keinen Fall, um keinen Preis an Covid 19 erkranken, geschweige denn sterben dürfen aber zugleich das Leben zu verbieten, es zumindest jenseits aller menschlichen Zwischen – Räume für Berührungen jeder Art so drastisch einzuschränken bis unmöglich zu machen, geht eben nur sehr, sehr schwer, und kann und darf auf Dauer gar nicht gehen. Kaufen ja – Kultur Nein, Schifahren und Eisträume Ja, Schulen aber zu, und zugleich alle Konzerte , Theateraufführungen abgesagt und alle Ausstellungen, Kaffeehäuser und Kinos zu geht in Wahrheit auf einem menschlichen Parkett gar nicht zusammen.

Wenn mir jemand wann auch immer vorher gesagt hätte, dass ein Neujahrskonzert in der Lage sei, mich zutiefst zu Tränen zu berühren, ich hätte laut gelacht und es niemandem geglaubt. Danke Maestro Muti für dieses wunderbare, vollkommen unerwartete Neujahrsgeschenk an menschlicher und emotionaler Tiefe, Aufrichtigkeit und, heute mehr denn je, wichtiger, weil inzwischen so selten gelebter Wahrhaftigkeit.

Das „Alte“ macht noch eine Menge Gedöse, bevor es endgültig sich bereiterklärt, dem „Neuen“ Platz zu machen. Man sieht, man spürt, man weiss das langsam aber sicher überall. Ob in den USA, ob in Brasilien, ob hier in Österreich oder sonst wo auf der Welt, ob in leeren Konzertsälen oder auf randvollen Schipisten und Intensivstationen, ob in geschlossenen Theatern und Kaffeehäusern oder randvollen Einkaufsstrassen, ob in leeren Opernhäusern oder ebenso leeren Versprechungen. ich kann es schon sehen, ich weiss, es ist schon da, ich kann es förmlich riechen, wie ich den Schnee seit Kindheitstagen riechen kann – „Das Neue“, auch wenn sich das Alte bemüht, jetzt noch besonders laut stinken zu müssen.

Gestern durfte ich noch ein sehr berührendes Konzert vor einer Hand voll Freunden im leeren grandiosen Musikclub Porgy & Bess spielen, eines von 2 innerhalb der letzten beiden Wochen, mit wunderbaren Menschen auf der Bühne und tausenden vor den Bildschirmen und Computern weltweit. Die paar anwesenden Menschen im Club waren sichtlich sehr berührt, diese Initiative des Porgy & Bess und seinem Manager Christoph Huber ist extrem beeindruckend und essentiell wichtig. Sie zeigt allen Lockdowns zum trotz allabendlich Musiker, die derzeit kaum bis nicht in der Lage sind, von der Musik leben zu können, aber immer, besonders auch in diesen schwierigen Zeiten bereit sind, dafür zu brennen. FÜR die Musik, FÜR die Kunst zu leben, notfalls und wie derzeit gezwungenermassen eben leider üblich, auch ohne Publikum. Denn das ist, was wahrhaftige Künstler eben tun. Und auch das lässt sich in Wahrheit nicht mit ein paar Almosen bezahlen oder noblen Spenden kaufen oder mit Katastrophenfonds auf pecuniäre Weise vermeintlich mit einem Gönnerhaften „passt schon, die (die Künstler) brauchen sich wirklich nicht aufregen“ ruhig stellen oder wegsperren

Und was an diesem wunderbaren Signal aus dem Porgy&Bess noch so verdammt wesentlich und eye and ear and heart opening ist: die jeweiligen Konzerte können nur und ausschliesslich zum tatsächlichen Konzerttermin gestreamt und abgerufen werden, und sind weder beliebig jederzeit wiederhol oder immer und überall konsumierbar, wie es inzwischen bei fast sonst allem üblich scheint und fast alles andere uns immer und jederzeit bereitwillig verkauft wird. Weil wahrhaftige Berührungen nicht zu „konsumieren“ sind, weil sich dafür keine App erfinden lassen wird, weil es sich dabei um ein zutiefst verankertes menschliches Bedürfnis handelt und eben um keinen „Bedarf“, welcher mittels eines noch so super innovativen Start Ups oder gewinnträchtigen Businessmodells gedeckt werden will und kann.

Ich kann das jeweilige Konzert wirklich nur dann, wenn es eben tatsächlich im hier und jetzt passiert und wann es tatsächlich IST, sehen und hören und dabei sein, oder ich habe es eben, wie so vieles anderes auch, verstoppelt, verplant, vergessen, verspielt, verirrt, verkabelt, verzockt, perfekt abgelenkt verpasst, das hier und JETZT. Das einzig Wahrhaftige das IST. Wunderbar. Tausend Dank. Auf das Neue das schon da sein können will…..

Und dem Wort „Zwischenzeit“ käme eine besondere, vollkommen „neue“ Bedeutung zu. Wir hätten die besten Chancen mit der besten aller Zwischenzeiten seit eh und je, auf vollkommen neuen, bis dato kaum oder noch gar nicht befahrenen Pisten und in vollkommen neuen Zielen zu landen, wenn wir uns trauen, die „alten“ über Bord zu werfen und sowohl die Pisten als auch die Ziele als auch uns selbst vollkommen „neu“ zu definieren, zu denken, zu sehen und anzunehmen

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wenn man dies liest – kann man hin und her denken wo fängt was an wo hört was auf wo bin ich wo stehe ich – weitergehen – weiterdenken – ich bin beeindruckt, dass der Schreiber dieser Zeilen als Jazzmusiker – 8 Jahre in Boston Jazz – Uni studiert u. gelehrt hat – die Klassische Musik in seiner Heimat innig verfolgt hat und Maestro R Muti innig gedankt hat für seine Worte am Ende des Konzertes – es hat was – ein Österreicher zu sein – ich wünsche uns allen,wer – steirischer Ausdruck – hier leibt und lebt – eine schöne Zukunft – mutig positiv bleiben – jeden Tag geht ein weiteres Fenster auf- – –
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