#90 das nicht perfekte Wunder „Mensch“ oder: als unsere Fehler fliegen lernten

Liebe Mit Menschen , den Anstoss zu diesem Blog lieferte zum einen ein wirklich aufrüttelnder, sonnenklarer, zukunftsdüsterer Artikel in der NZZ, der Neuen Züricher Zeitung, den mir ein lieber Freund vor ein paar Tagen zukommen hat lassen, zum anderen eine Diskussion mit einem anderen wert – vollen Freund zum Thema „Träume“ und schlussendlich ein mir in den letzten Jahren besonders ans Herz gewachsenes Ritual namens „Morning Talks“ mit meiner herzallerliebsten Lebensfrau und Partnerin durch Dick und Dünn.

…..durch Dick und Dünn

Her einmal zum erwähnten Artikel in seiner vollen Länge:
https://epaper.nzz.ch/index.cfm/epaper/1.0/share/facebook?defId=6&publicationDate=2021-02-26&newspaperName=Neue%20Z%C3%BCrcher%20Zeitung&pageNo=19&articleId=282058699&signature=A4C758A1F8B3B15F7AEEE801F37C136990EF944E

Kurz gefasst geht es um ein Phänomen namens „Omnizid“, die hartnäckig wiederkehrende Idee der Selbstauslöschung des Menschen. Es geht dabei nicht um den Untergang allen Lebens, sondern allein um den des menschlichen. Es geht unter anderem um die Ambivalenz des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Selbst auf avanciertem Entwicklungsniveau erweist sich eine Zivilisation als nicht gefeit gegen Einbrüche des Unerwarteten und Zufälligen, vielleicht ist sie auf einem solchen Niveau erst recht vulnerabel. Wir reden heute von der Selbstverbesserung, ja Selbstüberwindung, die etwa in der Vision einer machbaren Unsterblichkeit Gestalt annimmt. Die Ironie der gegenwärtigen Pandemie liegt nicht zuletzt darin, dass sie uns brutal aus den posthumanistischen Träumen einer einäugigen Technologie-Elite schreckt.

…..die einäugige Technologie Elite

Zu den wesentlichen „Gefahren“ in Richtung eines gut möglicherweise uns allen bevorstehenden Omnizids verweist der Autor auf Folgendes: Eine Studie des bekannten Future of Humanity Institute in Oxford listete 2008 die acht grössten existenziellen Risiken auf, das heisst die Wahrscheinlichkeit einer Auslöschung der menschlichen Spezies, falls bestimmte, als riskant erachtete Ereignisse einträfen. Zuoberst auf der Liste solcher Ereignisse rangiert Nanotech-Terrorismus, es folgen künstliche Superintelligenz, Kriege (generell), künstliche Pandemien, nukleare Konflikte, Unfälle in der Nanotechnologie, natürliche Pandemien, nuklearer Terrorismus. Klimawandel dagegen ist eine globale Katastrophe, bedeutet aber nicht zwingend einen Omnizid: Ein «privilegierter» Teil der Menschheit würde wahrscheinlich überleben.

der Klimawandel ist eine globale Katastrophe

Der Autor Eduard Kaeser ist Physiker und promovierter Philosoph. Er ist als Lehrer, freier Publizist und Jazzmusiker tätig. Er beschliesst seinen Artikel mit folgender Überlegung:

Der Astrophysiker Frank Adam spekulierte im Besonderen, dass wir deshalb keine extraterrestrischen Zivilisationen entdecken, weil sie dieses Auslöschstadium bereits erreicht haben. Wir sollten diesen Gedanken nicht als kindische Fantasy oder apokalyptische Prophetie abtun. Denn wir sind als globale Gemeinschaft dank moderner Technologie bereits derart dicht vernetzt, dass sich die Folgen einer lokalen Inzidenz massiv und schnell ausbreiten können. Covid-19 schärft hoffentlich jetzt den Sinn für diese Dimension unserer Prekarität.

…..keine kindische Fantasy

Selbst wenn wir die Pandemie mit grosser Wahrscheinlichkeit «überwinden», sollten wir den Gedanken des Omnizids nicht auch gleich verabschieden. Wir betreiben damit nicht zivilisationskritischen Katastrophismus, vielmehr kommen wir zur Einsicht: Das kollektive Projekt Menschheit verzichtet auf die Idee, das Zepter über die Erde zu führen. Wir haben gelernt, mit den fundamentalen Naturkräften zu rechnen und zu spielen, aber das bringt nur unsere eigene Unberechenbarkeit ins Spiel. Freunden wir uns deshalb mit dem Gedanken der Selbstauslöschung als unserem stillen Begleiter an. Er markiert eine neue zivilisatorische Reifestufe im riskanten 21. Jahrhundert.

fundamentale Naturkräfte

Unser kollektives und individuelles Ziel muss nicht zuletzt in Anbetracht dessen sein, uns gemeinsam aus unseren Komfortzonen raus zu bewegen, auch wenn wir sie in ihrer Unbequemlichkeit noch so sehr schätzen und um jeden Preis festzuhalten gelernt haben mögen, zu wagen, uns einfach mutig auf dieses gemeinsame Abenteuer, diese mehr denn je dringende Reise zurück zu uns selbst, zu unserer Essenz, auf die Frage „worum es eigentlich überhaupt geht“, einzulassen. Diese Frage, die kaum bis niemand mehr stellt, obwohl wir alle schneller denn je dahin rasen, so effizient, optimiert wie noch nie zuvor, aber inzwischen keiner mehr wirklich weiss wozu, weshalb und wohin das Ganze eigentlich gehen oder führen soll. Hauptsache wir sind als erste dort. Aber eigentlich muss es doch dahin gehen, wo das Ziel ein neues individuelles und kollektives Bewusstsein ist, das kein fixes Konzept, keine Methode, keine Formeln oder starre ideologische Konditionierungen oder Glaubensrichtungen braucht, damit wir gemeinsam wirklich wieder neu erfahren können und miteinander lernen dürfen, was „Mensch sein“ überhaupt für ein Wunder ist. Wo wir uns buchstäblich wieder neu kennen „lernen“ dürfen. 

worum es überhaupt geht…..

Diese rastlose Suche nach dem stetig „nächst Besseren“ oder die stete Angst vor dem nächst Schlechteren, all die Zweifel, aufgrund derer man sich permanent mit schwierigen Entscheidungen herumplagen muss, die man alle getrost links liegen lassen könnte, würde man der Intuition des Herzens vertrauend dem Flow des Lebens folgen, all die Bemühungen um „Digitalisierung“ und Anstrengungen um eine „künstliche Intelligenz“, was weder Ziel noch ein gesunder Weg sein kann, sondern Symptom des ein und selben Wahn – Sinns ist, Hand in Hand mit einer generellen Überhöhung und Überbewertung des Verstandes unter der gleichzeitigen Verleugnung und Verdrängung unserer Gefühle, unserer Weisheit und unserer Herzens Intuition, in dessen Geiselhaft wir als Menschheit inzwischen nicht nur als Individuum sondern kollektiv genommen worden sind.

in der Geiselhaft des Verstandes

Anstatt ihn als das zu verwenden und einzusetzen was der Verstand und das Denken schlicht und einfach ist, ein Werkzeug, nicht mehr und nicht weniger, „unser“ Werkzeug und nicht umgekehrt. All das bringt uns ebenfalls in riesigen Schritten immer weiter und immer schneller von dem weg, wer wir eigentlich sind und wieder bewusst sein dürfen müssen: eben nicht perfekte wunderbare Menschen, die immer mehr auf dem Weg in die von Ihnen selbst kreierte Illusion eines Perfektionismus in einer rasenden, immer  schneller werdenden Fahrt in eine Sackgasse auf eine Mauer zu zu rasen im Begriffe sind, an die Mauer unseres eigenen Friedhofs, unseres eigenen kollektiven Grabsteins.

Kollektiver Grabstein

Gerade dieser Artikel zeigt ja ganz klar, auf welchem Trip wir inzwischen gut möglich schon sind bzw. schon lange geschickt worden sein könnten, bzw. dass ein derartiges Szenario eines Omnizids sicher nicht vollkommen aus der Luft gegriffen ist. Man muss einfach nur einmal ganz genau hinsehen, auf uns bzw. auf das, was von uns inzwischen übrig geblieben ist: 

wir lassen uns inzwischen alle ganz einfach und immer leichter auf die unendliche Jagd nach der oder dem nächst Besseren schicken, weil kaum jemand glaubt, geschweige denn, weiss, in seiner Imperfektion genug, einzigartig, wunderbar und grossartig zu sein und sich niemand mehr der Tatsache bewusst sein oder werden will, dass der einzige, winzige Punkt auf der ebenso imaginären Zeitachse, der Moment, der Augenblick, das Hier und Jetzt ist, wo alles Leben und Sein tatsächlich existierend stattfindet und IST. Und so rasen wir auch an diesem wahrhaftigen Punkt, an dem alles IST permanent abgelenkt, verkabelt, verstöpselt, maskiert und getrieben, permanent haarscharf an der Realität, an unserem Selbst und Sein, an unseren Lebens Geschenken, Chancen und am König Zufall vorbei.

der winzige Punkt, an dem alles IST

Weil wir unseren angedichteten Mängeln, Fehlern, für die wir immer bestraft oder ausgelacht wurden, permanent auf der Hetze nach der Illusion „Perfekt“ und“ Perfektionismus“ hinterher jagen, oder vor unserem nicht perfekten selbst davonlaufen oder wir uns hinter der Illusion des Perfekteren, Besseren hinterher jagen lassen, in einem Wettbewerb, den kein Mensch je gewinnen wird können, weil ein wesentlicher Teil des Mensch seins eben Fehler inklusive, das nicht Perfekte, Emotionen und all das wundervoll menschliche IST.

Erst wenn wir uns dieser Tatsache wieder liebevoll begegnen und sie akzeptieren und umarmen können, wachsen unseren Fehlern Flügel auf dem Flug in unser aller wunderbares, einzigartiges Selbst, zu unseren Herzens Träumen und in unser Potential, das sehnlichst und geduldig auf seine Entfaltung wartet.

Träume, und unser Potential, sie zu verwirklichen, wartet geduldig auf Entfaltung

Ein wunderbares, konkretes Beispiel für „fliegende Fehler“ und was ich damit exemplarisch meine ist folgendes: Meine Liebste arbeitet als Deutschlehrerin in Kursen namens „Deutsch für Ausländer“ (was für ein armer bzw. erbärmlicher Titel, der alleine einen Blog wert wäre) mit einer Reihe hoch interessierter, engagierter und ambitionierter Flüchtlinge aus Afghanistan, Persien, Syrien und anderen Ländern, aus welchen auch Du und ich geflohen wären, hätten wir dort leben müssen.. Manche erzählen im Rahmen dieser Kurse dann Geschichten, wo deutlich wird, dass sie gewisse Vokabel oder Formulierungen entweder noch miteinander verwechseln oder sinngemäss noch „falsch“ verstehen und schaffen dadurch Formulierungen und Worte, die grammatikalisch und sinngemäss nicht richtig verwendet, also „falsch“ = Fehler sind, aber sind damit oft viel näher am sinngemässen Kern einer Aussage, auf die jemand, der der deutschen Sprache mächtig ist, so nie und nimmer kommen würde, die aber dadurch unfreiwillig und unbewusst ein wunderbares neues Fenster auf eine vollkommen andere Wahrnehmung und oder Beschreibung eines Umstandes öffnen als jemand korrekt deutsch sprechendem nie und nimmer in den sinn kommen würde. Genau da wachsen den Fehlern Flügel, und sie beginnen zu fliegen, wenn man sich dem tieferen Sinn des Gesagten bewusst werden kann und sich die Chance auf eine neuen Blick oder ein neues Wort durch eine „Fehler“ Bewertung nicht im Ansatz vernichtet.

ein neuer Blick

Viele von uns trauen sich ja immer öfter nicht mehr wirklich „Leben“ aus Angst, Fehler zu machen, aus der Sorge, falsche Entscheidungen zu treffen, aus einer Verunsicherung, aus Zweifeln, lauter Kinder des Verstandes und wagen es gar nicht mehr, auch nur im entferntesten daran zu denken, ihre Träume zu leben oder sie leben zu dürfen oder davon leben zu können. Die meisten, die sich ein Herz gefasst haben, diese Ängste hinter sich zu lassen, haben allerdings wesentlich mehr positive Geschenke, Freude, inneren Frieden, Glückseligkeit und Lebenskraft erhalten als Ent – Täuschungen erlitten. Sie haben den Mut und ihr Vertrauen in das Leben wieder gefunden und fragen sich dann oft, worauf sie eigentlich so lange gewartet haben, warum sie solange im Kerker der Angst vor dem Fehler machen, der Sorge, nicht perfekt zu sein, den Zweifeln, Über – Leben zu können, verharrt sind , anstatt bedingungslos dem Ruf ihrer Träume zu folgen, sich dafür Räume schaffen und Platz machen.

unseren Fehlern wachsen Flügel

Ein wesentlicher Schlüssel zum Tor der Befreiung vor der Angst, Fehler zu machen oder nicht perfekt zu sein, ist dem inneren Richter und Bewerter und Verurteiler enmal ganz klipp und klar zu sagen, einmal die ewig kommentierende Klappe zu halten, was einen sofort auch vom Drang befreit, andere, das Gegenüber permanent beurteilen, verurteilen und / oder bewerten zu müssen. Das ist nicht, wie irrtümlich oft behauptet, „Selbstreflexion“ sondern „Selbstsabotage“, ein Anschlag auf den wunderbaren, wenn auch nicht perfekten, gefühlvollen und oft ängstlichen Menschen in uns , den wir erst einmal wieder bedingungslos lieben lernen dürfen, das heisst: sich als nicht mehr perfekten Menschen anzunehmen und zu akzeptieren. Und damit lösen wir uns automatisch, alles und jede und jeden anderen verurteilen zu müssen und wir nähern uns damit in riesen Schritten der Freiheit, nicht fehlerlos und perfekt sein zu müssen, wie wir und das Gegenüber einfach nie und nimmer sind, waren oder sein werden , sondern in Frieden mit unserer „perfect imperfection“, mit unserem perfekten nicht Perfekt sein müssen unsere Fehler fliegen lassen können, weil sie oft Tore zu ungeahnten Welten sein können, und nicht immer aussschleisslich schlimm, falsch, negativ und böse sein müssen.

Wir müssen dann nicht mehr auf der Jagd nach Vor – Bildern oder Influenzern unsere Lippen aufspritzen, oder Busen korrigieren, oder uns längere Schwänze einbauen lassen, oder Nasen und Kinn, Bäuche und Ärsche korrigieren lassen um scheinbar perfekter auszusehen wie inzwischen viele und täglich tausende andere mehr anstatt unverwechselbar, einzigartig wundervoll – voller Wunder sein zu dürfen. Wir müssen dann nicht mehr tausende coaching Lessons, Überlebenskurse, Therapiestunden und Selstoptimierungsseminare belegen oder buchen, uns nicht mehr freiwillig zu diesem oder jenem pimpen lassen, um nur ja noch effizienter und noch schneller zu werden, fitter anstatt gesünder, uns den Arsch weg zu optimieren, inhaltlich Besseres mit immer grösserem Zeit- und Energieaufwand, zumeist für andere, alles zu geben und zu leisten bis zum Umfallen, in den Burnout, in die Depression, im Vollstress auf diesem Horrortrip in eine heuchlerische Perfektion, die eine einzige unmenschliche, äusserst ungesunde Illusion ist, die alles in uns zerstört, was uns zu den wunderbaren, einzigartigen Wesen auf diesem einzigartigen Planeten macht: zum nicht perfekten Wunder Mensch.

das nicht perfekte Wunder Mensch

Alles Liebste, Gesundheit und Aufwachen uns allen, AleX

Sometimes weak and wan, sometimes strong and full of light. The moon understands what it means to be human. Uncertain. Alone. Cratered by imperfections.
TAHEREH MAFI

Veröffentlicht von

pimpmyband11

Alexander A. Deutsch UMAN United Music Angels Network moerdermusic productions & international artist & project development music . consulting . uncoaching, production . lectures . kick ass drums https://pimpmyband.live www.cafedrechslerband.com www.facebook.com/alexander.a.deutsch https://eiblinskidrums.com/2018/07/19/im-gespraech-mit-alex-deutsch we are the seeds of awakening in a sleeping world So, Don't Sleep!!!

2 Gedanken zu „#90 das nicht perfekte Wunder „Mensch“ oder: als unsere Fehler fliegen lernten“

  1. danke dem Verfasser dieses unbedingt wunderbaren und anschaulichen Beitrages für uns hier auf Erden Existierenden. Mir geht es so, wenn ich das Gelesene in mich aufnehme, spüre ich einzig Positivheit Ernstgemeintheit und für uns ernsthafte Rückkehr in unsere – schöne, friedliebende Zeit – – – jede Zeile erweckt und versetzt einem in Staunen ich verspüre Erleichterung – der Verfasser, bindet Sein Leben ernsthaft und wahrhaftig mit ein – wünschen wir uns, , , , Aufwachen – – –

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s