Auch wenn wir extrem gut beraten sind, auf keinen Fall und unter gar keinen Umständen in eine sogenannte Normalität zurück zu drängen, fehlt uns nach mehr als einem Jahr eines weltweiten, internationalen wie nationalen, gesellschaftlichen wie familiären und für jeden auch individuellen täglichen Kampf und oft einer sehr persönlichen Auseinandersetzung mit der Tatsache einer unter Umständen lebensbedrohenden als auch potentiell lebensgefährlichen Pandemie inzwischen wesentlich mehr als uns als ganzheitlich und in ihrem einzigartigen, vollen Spektrum wahrgenommene Spezies Mensch gut tun kann.

Durfte ich doch vollkommen unerwartet so viele neue inspirierende Bekanntschaften und wundervolle Freundschaften schliessen ( einige haben sich genau so unerwartet auch wieder in Luft aufgelöst), so vielen spannenden, neuen, herausfordernden und inspirierenden Initiativen und Gemeinschaften beitreten, so viele kreative und wunderschöne neue Wege gehen und Projekte starten, so hat da schon eine gewisse Leere in mir, und ich bin mir sicher, in uns allen, Platz gegriffen, die ich weder verleugnen will, noch digital füllen möchte noch menschlich locker wegstecken kann. Obwohl gerade dieser Platz womöglich all dieses unerwartet Neue, Gesunde, Erfreuliche, Kreative, Inspirierende und zutiefst Berührende erst möglich gemacht haben könnte…..

Mir persönlich, der eine Männerwohngemeinschaft mit seinem erwachsenen, ebenfalls Musik schaffenden Sohn teilt, also jemand, der nicht „einsam“ ist oder sein muss, fehlen in erster Linie nichts desto trotz grundsätzlich menschliche Eigenschaften und Ingredienzien eines vormals doch relativ unbeschwerten und erfüllten Lebens, einer zutiefst vermissten Leichtigkeit des Seins. Sicher bin ich privilegiert, allen äusseren Umständen, Widrigkeiten, Verboten, Vorschriften, Verordnungen und räumlichen Distanzen zum Trotz, in einer sich ständig vertiefenden, wunderbaren Partnerschaft in Liebe mit meiner Liebsten Freundin und Frau von allen sein zu dürfen. Keine Frage.

Und dessen bin ich mir sehr wohl bewusst – auch der Tatsache, dass uns beiden, die wir dies tagtäglich, auch wenn wir noch nicht ständig miteinander und zusammen leben können, sehr bewusst wahrnehmen und wertzuschätzen wissen, wie das besonders in Zeiten wie diesen extrem hilfreich, tröstend, ermutigend sein und einen wirklich zuversichtlich machen kann. Nicht nur für jede und jeden für uns beiden, sondern gleichermassen für unsere Eltern, Kinder und Enkelkinder, für unsere leiblichen und spirituellen Familien und Freunde.

Wen ich sehr vermisse sind ein paar wirklich wundervolle Zeitgenossen, Freunde, die uns viel zu früh verlassen haben, die ihre Weiterreise frühzeitig antreten mussten und einen nicht zu füllenden, schmerzvollen Krater einerseits,einen Reichtum an wundervollen Geschenken in Form unvergesslicher Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse, musikalische und menschliche Abenteuer andererseits bei und mit uns gelassen haben. Danke für das „da Sein“.

Ebenfalls einer der mir am meisten , schmerzlichst vermissten Schätze in diesem Leben ist es, endlich wieder trommeln und Schlagzeug spielen zu können, mit befreundeten Musikerinnen und Musikern wieder gemeinsam Musik ermöglichen zu dürfen, sei es in diversen Proberäumen oder eben auf analogen Bühnen vor einem wahrhaftigen, analogen, ursprünglich zwar anonymen Publikum einen gemeinsamen Raum miteinander zum schwingen zu bringen und in diese gemeinsam geschaffene Energie miteinander einzutauchen, durch diese plötzlich entstandene und von allen wahrgenommene Nähe zu grossteils vollkommen Unbekannten, berührt und von dieser Welle, die zwar niemandem gehört aber alle verstehen, an- und wahrnehmen, mit einander getragen, gehalten, beschützt, bestärkt, getröstet, beglückt und inspiriert zu werden.

Das fehlt mir zusehends mega – auch wenn mir in genau diesem Augenblick mein Freund Lorenz Raab, ein wunderbarer Trompetenmensch, eine SMS rüberschickt, die folgendermassen lautet: „29.4. im Porgy mit unserem „Jazzit Quartett“. Habt ihr Zeit? Bitte um rasche Antwort! Vielen Dank“ – „JA, Danke, ein Traum, sehr gerne“ . Ob mit oder ohne Publikum, ob gegen Gage und um welche, egal: Wir dürfen wieder miteinander Musik entstehen lassen.

https://www.porgy.at/events/10419/
Das vermissen zusehends alle, jede und jeder, egal wie, wo und wann: Nähe, wahrhaftige, menschliche Nähe, Berührungen, Umarmungen, einander an den Händen halten, die eigenen Kinder und Enkelkinder, die eigene Mutter , den eigenen Vater, Oma, Uroma, Grossvater, Urgrossvater , die Freundinnen und Freunde, Mitschüler und Kindergartenkinder, Kolleginnen und Kollegen endlich wieder einmal unbeschwert und unmaskiert zusammensitzen zu können, sich gegenseitig wieder umarmen zu dürfen, miteinander zu kochen, zu trinken, zu feiern, laut, leise, in Stille, einander halten, mit einander Hand in Hand durch die Gassen, durch Wiesen und Felder und Wälder laufen zu dürfen, miteinander zu Tanzen, zu Lachen, herumzutollen und rum zu kugeln, Räuberleiter, Hoppe Hoppe Reiter, schwimmen, rennen, sitzen, liegen, stehen, fliegen…..

DAS FEHLT UNS ALLEN! Da kann uns dieser ganze Digitalisierungskram, das ganze digitale home office und digitale home schooling, alle digitalen meetings, Video games und der ganze andere digitale Kram mal herzlichst den Buckel oder sonst wo runterrutschen.

Es fehlt uns eben NICHT ETWAS, nicht Einkaufen, nicht Konsumieren, nicht endlich zum Friseur gehen können, nicht Klamotten, nicht Ramsch und Kram, uns fehlt das Gefühl und die Gewissheit, noch vollkommen intakter Mensch zu sein, die emotionale, spirituelle und körperliche Nähe zu den Menschen, zur Natur, sich Treffen und austauschen und miteinander reden dürfen, sich miteinander spüren und das Miteinander, die Verbundenheit erfahren und wieder spüren dürfen, bei Konzerten, im Theater, in der Oper, im Museum, in der Schule, an der Uni, im Kindergarten, im Kaffeehaus, im Restaurant, am Sportplatz, zu Hause, auf der Terrasse, im Garten, im Wald, am Meer, im Grünen am und im Wasser – DAS IST WAS FEHLT. AM MEISTEN. UNS ALLEN.

danke, für diese lebendigen Worte und Bilder – es strahlt mir Glück und Leben entgegen – ich erlebe Aufmunterung – Durchatmen ist angesagt – das Geburtstagstorte anschneiden mit dem Enkerl am Arm macht glückilch, dies zu sehen bis bald- – – – –
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