Es kommt die Zeit, da wiegt ein gesunder Baum tausend Menschen auf.
© Franz Friedrich Kovacs (*1949), deutscher Schriftsteller und Lyriker

Kennt man die Bäume nicht, behandelt man sie alle wie Feuerholz.

Soweit ich mich an irgendetwas erinnern kann, war mein Opa Hans Niederl, der Sohn des Stiftsförsters Franz Niederl aus Admont, ebenfalls Jäger und Revier- und Jagdaufseher in der Obersteiermark. Zuerst, wie sein Vater und mein Urgrossvater auch, in Admont und später am Kulm, im Ennstal, zwischen Stainach, Aigen, Schlatham, an dessen Fusse er und meine Oma lange in einem wunderschönen Holzhaus gewohnt hatten, und Irdning, meinem Geburtsort. Später dann noch im Revier des dort dafür zuständigen Oberförsters Katzensteiner in Irdning, in einem gebirgigen Waldgebiet, an dessen Fusse das Hotel Schloss Falkenstein gelegen war.

Von meinem Opa hatte ich alles Wissen über die Geheimnisse des Waldes gelernt, inklusive der Deutung, dem „Lesen“ der Wildspuren und ihrer Losung, den Gesang der Vögel und ihr Flugbild, wo ich als 5 jähriger bereits Bussarde, von Falken und Habichten unterscheiden konnte, den verschiedensten Bauen von Füchsen und Dachsen und Iltissen, den verschiedensten Kräutern, Pilzen und Pflanzen und natürlich den Bäumen des Waldes, die für mich , nicht nur damals als Kind, sondern bis heute, immer beseelt, und wie Brüder und Schwestern waren und sind.

Als wir dann schliesslich, als ich 6 Jahre alt war, von Irdning, aus der gebirgigen Obersteiermark und meinem Hausberg, dem Grimming, in die Oststeiermark mit ihren erotischen und sanften Hügeln übersiedelt waren, aufgrund eines Berufswechsels meines Vaters, der als Agrarbiologe eine Lehrstelle als Landwirtschaftslehrer in der Fachschule Kirchberg am Walde bekommen hatte, war ich mit meiner neuen Freundin, der Dachsbracke Waldi, einer Dackel ähnlichen Niederwild Jagdhündin und treuen Gefährtin, die mir mein Opa zum Abschied geschenkt hatte, genau dort, umgeben von uralten Wäldern, bestens aufgehoben und als kleiner Waldexperte, Spurenleser , Abenteurer, Indianer und Forscher wie in meinem persönlichen Paradies gelandet.

Manche gehen in den Wald und sehen nirgendwo Holz.

Als der Wald zum ›nachwachsenden Rohstoff‹ wurde, verrohte das Verständnis für den Wald.
© Klaus Ender (1939 – 2021), deutsch-österreichischer Fachbuchautor, Poet, bildender Künstler der Fotografie

Ein Baum, der fällt, macht mehr Krach als ein Wald, der wächst.

Dort waren wir, jahraus, jahrein, mit unserer Bande äusserst umtriebig, bauten Staudämme, erkletterten Schieferfelsen, diverse Abstürze inklusive, pilgerten immer wieder zur geheimnisvollen, sogenannten „Himmelsstiege“, deren Stiegen mitten im Zauberwald damals aus einer Kinderperspektive tatsächlich in den Himmel zu führen schienen, bauten Hütten und Zeltlager, verbrachten unzählige Tage und manchmal auch Nächte in den Wäldern dort, bei jedem Wetter, wo wir uns manchmal vor jedem Knacksen im Gebüsch und durch die schauerlichen Rufe der Waldkäutze und Eulen, dem sogenannten „Schrecken“ diverser Fasane oder Rehböcke im Jägerjargon, kräftig unterstützt durch unsere reichlich blühende Fantasie, halb zu Tode fürchteten.

Auch der Baum, unter dem man Schutz sucht, läßt das Wasser durch.

Nun ist ein alter Baum ein Stückchen Leben. Er beruhigt. Er erinnert. Er setzt das sinnlos heraufgeschraubte Tempo herab, mit dem man unter großem Geklapper am Ort bleibt. Und diese alten Bäume sollten dahingehen, sie, die nicht von heute auf morgen nachwachsen? Die man nicht ›nachliefern‹ kann? Die nicht in Serien, frei ab Wald, wieder aufgebaut werden können?
Kurt Tucholsky (1890 – 1935 (Freitod)), Pseudonyme: Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel; dt. Schriftsteller, Journalist, Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift „Die Schaubühne“ (später umbenannt in „Die Weltbühne“), zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik
Quelle: Tucholsky, Werke 1907-1935. Alte Bäume, in: Vossische Zeitung, 10.12.1930, Nr. 288 (Peter Panter)

Für mich war und ist der Wald immer so etwas wie eine „Wesenheit“, ein durch und durch lebendiges, beseeltes, beschützendes, vertrautes, inspirierendes, beruhigendes, geheimnisvolles, gesundes und Schatten, Kühle, Lebenskraft sowie Gesundheit spendendes Wesen, dem ich bis heute, mehr denn je, immer nur dankbar gegenübertreten konnte. Wenn ich mich an meinen Opa erinnere, geht das am Besten über eine Duftmischung aus Nadelwald, frischgrünem Moos, Frisch gebohnerter und geputzter Lederstiefel, ein kalter Hauch an Zigarettenrauch selbst gestopfter Zigaretten und einer leichten Prise Pitralon Rasierwasser. Ein Traum.

Der Baum gibt sogar noch dem Schatten, der gekommen ist, ihn abzuschlagen.

Die Erde bindet den Baum für seine Dienste an sich,
der Himmel verlangt ihm keine Gegenleistung ab.
Rabindranath Tagore (1861 – 1941), in Bengali: Ravindranath Thakur, indischer Dichter und Philosoph, Nobelpreisträger für Literatur 1913

Bald alles abgeholzt: die realen und die Traumwälder.
© Heimito Nollé (*1970), Medienanalyst

So durfte ich sozusagen in einem steten Bewusstsein aufwachsen, integrierter Teil eines Wunders namens Natur sein zu dürfen, in einer wunderbaren Partnerschaft, die mich Sauerstoff und die Luft zum Atmen, Taufrische und glasklares Quellwasser zum Trinken, handgefischte Forellen aus den Bächen, Herrenpilze, Parasol und Eierschwammerl , wunderbar duftende und richtig leckere Schwarz-, Preisel-, Him-, Brom- und Erdbeeren, eine Vielzahl von Kräutern, Harzen und Blättern für und gegen das eine oder andere Wehwehchen, und ihre lebendige, fruchtbare Erde schenkte und ich ihm, dem Wald dafür mein Kohlendioxid aus- und entgegenatmen durfte, womit er wiederum etwas sehr Wesentliches und Essentielles zugunsten unseres Lebens und Überlebens auf diesem wunderbaren Planeten Erde anzufangen wusste.

Der Wald wusste mein Ausatmen sofort wieder in etwas für mich und uns alle Lebewesen lebenswichtiges Einatembares umzuwandeln, und das 24 Stunden täglich, nur mit Hilfe der Sonne und seiner grünen Blätter und Nadeln. Von den ganzen anderen , damals geheimnisvollen Stoffen und Botenstoffen, die heute bereits zu einem guten Teil wissenschaftlich erforscht und erwiesenermassen unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden sehr zuträglich und eigentlich unersetzbar sind, ganz zu schweigen.
Inzwischen weiss man auch, dass Bäume miteinander über weiter Strecken kommunizieren, mittels unterirdischer Netzwerke und der Hilfe von Pilzen, dass sie sich gegenseitig helfen und unterstützen und mit Nahrung versorgen können. Fantastisch, und noch immer weiss man relativ wenig, wie er zur Reinigung des Wassers beiträgt, zur Kühlung des Klimas und vielem mehr.

Habt Ehrfurcht vor dem Baum. Er ist ein einziges großes Wunder, und euren Vorfahren war er heilig. Die Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen der Minderwertigkeit eines Volkes und von niedriger Gesinnung des einzelnen.
Alexander von Humboldt (1769 – 1859), Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt, deutscher Naturforscher und Mitbegründer der Geographie als empirischer Wissenschaft
Zugeschrieben

Man kann nicht den Wald abholzen und das Echo stehenlassen. Richard Schröder

Die einzigen Kronen, die von wirklich großem Wert sind, sind die von Bäumen.
© Markus Keimel (*1987), Schriftsteller, Musiker, Komponist und Kolumnist

In jedem Baum wohnt ein Geist und sein Wohlergehen zu beeinträchtigen, belastet die Stätte mit Unglück.

Der Stiel der Axt kehrt sich oft gegen den Wald, aus dem er kommt.
Ahiquar (8. Jh. v. Chr.), Weiser im Dienst der assyrischen Könige

Pflanzen wir Bäume, jede und jeder von uns, beschützen wir den Wald und die Wälder und die tausenden Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen und Lebewesen des Waldes, die unsere Lebensbasis und Lebensquelle sind, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, ob wir das wollen oder nicht, ob wir das wissen oder nicht, ist dem Wald und der Natur unserer Mutter Erde vollkommen egal. Nur: schon lange bevor der letzte Baum abgeholzt sein wird, kann euch jeder Waldmensch, egal wo auf diesem Planeten, und jeder Mensch, der noch einigermassen bei sich und nicht permanent b´neben oder ausser sich ist, eines garantieren:
es wird unser „Da Sein“ und unsere Lebenszeit auf diesem wundervollen Planeten Erde, dessen alles Leben erhaltende Wunder wir tagtäglich vernichten, weil wir zerstören, was wir noch immer nicht und offensichtlich immer weniger verstehen können oder wollen, weil wir uns für „die Krone der Schöpfung“ halten obwohl wir nur eine erbärmliche „Krone der Zerstörung“ sind, mit einem einzigen Schlag für immer zu Ende sein, egal wie viel Geld wir gerade am Konto haben, egal wie viel Profit wir gerade reingefahren haben, egal mit wie viel Informationen, die eben NICHT Wissen sind, wir zugebombt worden sind, egal wie luxuriös oder erbärmlich wir leben oder wohnen, ob wir ein Fahrrad vor dem Haus oder einen Ferrari in der Garage stehen haben, da wir in einem rasanten Tempo immer bequemer und damit auch drastisch lernfauler werden , systematisch verblödet und von jeder einzigen App entmündigt werden, egal wie viele Apps gerade auf unseren Handies herumgurken, und uns selbst die derzeit mega gehypte, weil diese gerade unvorstellbar viel Kohle und astronomische Fördersummern generierende künstliche Intelligenz nie und nimmer imstande sein wird, uns in unserer inneren und äusseren, unserer seelischen und spirituellen Wüste weder künstlich zu beatmen noch mit „Lebensmitteln“, und nicht mit fake bullshit künstlicher Ernährung, am Leben erhalten wird können.

Nur die Natur, nur der Wald kann das. Take my word for it. Und wenn du das nicht glauben willst, weil du dich der Natur als sogenannte „Krone der Schöpfung“ überlegen fühlst, und du glaubst, dass du ein von Ihr unabhängiger Gott gewordener Schöpfer geworden bist, dann mach einfach mal die Ohren, die Augen, die Lungen, die Herzen und die Seele auf und erkenne, was diese Krone der Schöpfung in einem gigantischen Ausmass jede Minute zerstört und weiterhin zu zerstören bereit ist und halt einfach mal die Luft an. Die gibt es nicht als App. Wenn du weiter atmen willst, rette den Wald, denn der rettet dich und sorgt dafür, dass Du weiterhin atmen kannst und sonst niemand.

Die Zweige sind die Arme der Palme.

Nur der Einsame findet den Wald; wo ihn mehrere suchen, da flieht er, und nur die Bäume bleiben zurück. Peter Rosegger

ein wunderschöner Beitrag,das Foto von dirund Opamag ich besonders gern…..
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Diese wunderbare Ehre an den Wald beruhigt, weckt auf macht denkend und sehend—
bin erwacht, über die wunderbare Darlegung des Verfassers dieser durchdachten Vergangenheitsgedanken . Gedenken – an seine Kinderzeit, das durchaus durchlebte Leben begleitet ihn bis heute, ich bin glücklich, über diese schönen wertvollen Begebenheiten, welche ich verspüre, sie fast selbst miterlebt zu haben bis heute – – – – – -danke fürs miterleben – – – – –
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