#3 Tanzmusik – let’s dance

Also jetzt mal ganz provokant und frech, wie es nun mal so meine Art ist: „gute“ Musik fährt Dir entweder in den Arsch und in die Beine oder bewegt dein Herz und Deine Seele oder Beides, aber unterm Strich bewegt sich „was“ – es bewegt sich immer etwas wenn die Wellen und Frequenzen von Musik auf einen treffen, dem kann sich niemand wirklich entziehen, musikalisch oder unmusikalisch, selbst taub oder nicht. Das ist inzwischen wirklich in vielen Studien selbst für die grössten Zweifler unter euch wissenschaftlich hinreichend erforscht und erwiesen.

Musik bewegt: Herzen, Ärsche, Gehirnströme, Atome, Menschen, Tiere, Pflanzen ja, selbst Planeten gleichermassen, Gemüter, Neuronen, Quanten, Tanten, Omis & Opis, Babies, geboren oder ungeboren, den Kreislauf, Gedanken, Ringelspiele, Maiaufmärsche, Ballett, Menuett, Polka, Boogie Woogie, Salsa und Walzer, Soka und Reggae, Tango, BBoyz, Primadonnen und Königinnen der Nacht, Gangster, Priester, Schüler, Lehrer, Mama, Papa, Kind, HipHop, Quick Step, Break Beat, Techno, Strawinsky, Mozart, Falco, die Stubmmusi, David Guetta, Derwische, Medizinmänner, Schamanen, Trommelweiber – Bewegung und Tanz, ein Ausdruck unseres Lebens, unserer Lebendigkeit, unserer Spiritualität, unseres „Mensch seins“, unserer Lebensfreude, unserer Urkraft, unserer Verbundenheit jenseits aller zumeist selbst geschaffenen Mauern, Wände, Zäune und Ängste.

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man müsste demnach also eigentlich auch annehmen, dass Musik und Tanzen bzw. Bewegen und Bewegung so etwas wie eine untrennbare Einheit darstellen, ein „match made in heaven“ quasi, wenn da nicht unter anderem die österreichische Urheberrechts Organisation AKM wäre, die seit gefühlten Ewigkeiten Musik in E (ernste) Musik und in U (Unterhaltungs) Musik einteilen würde, was soviel bedeutet und heisst wie: ein E-Musik Komponist ist Tantiemen anteilsmässig wesentlich höher eingestuft als ein U-Musik Komponist, was den aus meiner Sicht nach wie vor extrem anmassenden Trugschluss nahelegt: Tanzmusik ist qualitativ grundsätzlich einmal minderwertig. Bam! Und die wahre für mich vollkommen unglaublichste Tragödie ist: dagegen stemmt und wehrt sich bis zum heutigen Tage nicht wirklich jemand, Nein, und damit nicht genug: So wird das auch noch oft in unseren westlichen Musikschulen, Universitäten und Konservatorien gelehrt und unter – richtet.

Das erklärt natürlich sofort einiges: mein lieber Freund, Bassist und Bandkollege Oliver Steger der Jam Band „CAFÉ DRECHSLER“ , http://www.cafedrechslerband.com , mit dem zusammen ich für Tausende tanzende Ärsche weltweit nicht nur in dieser Band primär verantwortlich zeichne, hat sich kürzlich zusammen mit mir in einem Gespräch extrem gewundert, warum es nicht viel mehr derartige Bands, besonders auch von jungen Musikern gibt, die sich zu einem guten Teil einer improvisierten Tanzmusik hingeben und widmen.  Dazu möchte ich noch kurz erklären, was denn überhaupt eine sogenannte „Jam Band“ ist: das ist eine Band die vollkommen frei improvisierend Musik macht, ohne Noten, ohne Absprachen oder Anweisungen vorab oder während des Musizierens, also „Musik gnadenlos und ausschliesslich im Hier und Jetzt“ – und in unserem Fall eben oft „Musik zum Tanzen“.

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unser bescheidenes Resumé: anscheinend bekommt an den meisten dieser Schulen und Einrichtungen Musik, sobald man sich primär um Stimmungen und den Transport bestimmter stimmiger Gefühle widmet, oder noch wesentlich schlimmer, sobald sie tanzbar wird und ist, etwas Verdächtiges, Anrüchiges. Da geht die gesunde , archaisch urtümliche, meinetwegen spirituelle und die akademische Schere sofort weit auseinander. Dort geht es anscheinend eher um den „ewig loosing battle“ von jeder Art von sogenannter technischer „Perfektion“ , the more complicated and brainy the better. Und weil man sich dann ja in diesem Dunstkreis permanent bewegt und zuerst einmal sich selbst, die Kollegen und ehrenwerten Professoren beeindrucken will, merkt man diese nicht immer gesunde Dynamik erst mal gar nicht, sondern sie wird eben tagtäglich gefüttert und gepflegt. Das Aufwachen kommt dann erst vor dem Schultor viel, viel später. Da fragen sich dann viele studierte Musiker, warum in vielen erfolgreichen Bands „nicht studierte“ Sänger, Bassisten, Gitarristen und Drummer, also MeisterInnen des Gesangs und des Wortes sowie Instrumentalisten gefragt und oft am erfolgreichsten sind ? Nun, das erklärt sich damit eigentlich von selbst. Weil es eben noch andere Arten von „Perfektion“ und skills gibt, skills und know how. welches tatsächlich „be – rührt“ und eben „bewegt“.

My vote: Let,s dance, scheissts euch nix, und wenn der Opa heult, die Oma und die Kindergarten Kids zu eurem sound shaken, habt ihr wirklich etwas ganz, ganz Wunderbares vollkommen richtig gemacht.

cheers, euer aX

#2 die Magie der Pause und der Stille

Es scheint, als würden wir mit einem konstanten Strom von Wahrnehmungen, einer Flut von immer lauteren und mitunter noch weit gefährlicheren scheinbar „leisen“ Inhalten, Inputs aller Art, Reizen, Daten und Geschehnissen permanent konfrontiert werden, als gäbe es ein klares Interesse auch nur den Ansatz von Stille – stillness – von uns so gut und lückenlos wie möglich fern zu halten. Ja, selbst in der Musik sind Kompositionen und Konzerte gleichermassen immer mehr und mehr ein steter, konstanter Strom von sound, wo man jede sich bietende Lücke akribisch „zu nutzen“ scheint, um noch schnell etwas ganz Tolles, Wesentliches, künstlerisch extrem Wertvolles und besonders Gefinkeltes reinzupressen. Was dabei immer mehr in Vergessenheit geraten und aus dem Bewusstsein verdrängt worden ist ist der Umstand, dass das meist Wunderbarste und die mit Abstand unschlagbarste sowie beste Alternative in buchstäblich jeder Situation ein Innehalten, eine Pause, kurz: Stille ist.

Einer der von mir sehr geschätzten spirituellen Lehrmeister , Eckhart Tolle, meinte dazu in Sachen Meditationsmusik, dass eigentlich die perfekte Musik dafür die traditionelle Musik der japanischen Shakuhachi Flöte sei, da diese sich meist zwischen Melodiebögen , sound und eben „Pausen“ und Stille hin und her bewegt, und hier man erst eine Chance bekommt, diese akustische Lücke im steten Strom unserer Aufmerksamkeit wirklich bewusst zu spüren und wahrzunehmen. Aber seit diese Musik von gut ausgebildeten und ambitionierten, zumeist jungen Musikern produziert wird, alles mehr oder weniger zu einem  einzigen „stream of sound“ geworden ist, ohne Pausen, ohne Innehalten und so gut wie ohne Stille.

Es gibt dazu auch eine empirische Untersuchung, dass jene Fussballer, die bei einem alles entscheidenden Elfmeterschiessen am Ende eines bis dahin unentschiedenen Matches nach dem Freigabe Pfiff des Schiedsrichters sofort drauf losschiessen eine ungleich miserablere Trefferquote haben als jene Spieler, die nach dem Pfiff kurz inne halten, in sich gehen, ein paar Sekunden Stille zulassen und erst dann schiessen.

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Meinen Musikstudenten , KünstlerInnen und Bands, mit denen ich arbeite, versuche ich auch immer in ihr Bewusstsein zu bringen, dass jeder Ton nicht nur an einem bestimmten Punkt beginnt, sondern eben auch , was für den musikalischen und extrem spannenden sowie spirituellen Gehalt jedes Musizierens oft noch von weitaus wesentlicher Bedeutung ist, an einem von mir oder dem Komponisten oder uns beiden bestimmten Punkt „aufhört“. Und dass da dann besonders dieser gap, dieser space, dieser Platz der Stille auch genauso wichtig und von immenser Bedeutung ist wie die Länge eines Tones, die eben von einem Anfang UND einem Ende bestimmt wird und ist. Erst dieser Space, diese Fraktion der Stille ergibt zusammen mit dem Punkt, an dem man einem Ton ein bewusstes Ende setzt die sogenannte „Phrasierung“ , die akustische Identität eines jeden Stammes und Volkes auf diesem Planeten, noch klarer und unverwechselbarer als die jeweilige Sprache es je sein könnte. Das reicht vom leichten „Verziehen“ und „Verschlenzen“ des Wiener Walzers bis zu den für westliche Ohren und Herzen oft ungerade, monotone Rhythmen afrikanischer Stämme, das aufpeitschende Treiben kubanischer Tänze, die Tiefe mongolischer Gesänge bis hin zum  Atmen der japanischen Shakuhachi Flöte.

Das heisst, „der Ton, der angeblich die Musik macht“ bekommt erst durch die Magie der Pause, durch diese Lücke und durch dieses Fragment der Stille sein wahres Gewicht und seine eigentliche Bestimmung und Identität.

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Die unglaubliche Naturgewalt, Kraft und Power von Stille wird mir als mehr als 4 Jahrzehnte praktizierender Konzertmusiker auch immer wieder gewahr und bewusst, wenn es konzertante Situationen gibt, wo vor Minuten noch die Menge lautstark getobt hat und man sich und das Publikum inzwischen behutsam in einen Bereich begleitet hat, „wo man buchstäblich eine Stecknadel fallen gehört hätte“.

Diese Gesetzmässigkeit lässt sich durchaus auch mühelos auf nahezu alle Lebenslagen und Situationen wie die Natur im Allgemeinen , sowie die Natur des Menschen im Besonderen übertragen. Wie sind schlicht und einfach nicht dafür konzipiert und erschaffen, unter Dauer – Input Bombardement zu stehen. Das macht auf Dauer krank, bringt uns immer weiter von unserem wahrhaftigen Kern und der Essenz sowie dem Sinn unserer Existenz, dem schlichten „Sein“ viel zu weit weg, schafft Abhängigkeiten, macht „süchtig“, depressiv, fördert unseren Konsumzwang und Kaufrausch um die kläglich vermisste Lücke mit Waren aller Art, Drogen, Dramen, Panikattacken und leeren Versprechungen zu schliessen –  weil es eben nicht unserer Natur entspricht und weil es uns nicht die Lücke einer Chance mehr gibt, die Magie der Stille und das tatsächlich einzige sowie ewige Geschenk des Hier und Jetzt bewusst wahrzunehmen, zu erkennen und zu spüren. denn am Nächsten an dem, wer wir wirklich und wahrhaftig sind, sind  wir in dieser Lücke, in der Pause – in der Stille.

pssssssssst…..  😉 euer aX

#1 macht der gute Ton die Musik?

mein erster Blogeintrag – how exciting is that?????

ich durfte schon an vielen sogenannten „Schulen“ – internationalen Colleges, nationalen Konservatorien, Musikhochschulen und Universitäten unter-richten – meistens Schlagzeug, mein absolutes Lieblings- und Hauptinstrument, aber auch A&R Management und Artist Development sowie – und das machte mir eigentlich den grössten Spass – Vorlesungen in Sachen „Stage Performance“ und mein klarer Favorit: „Creative Identity“, wo ich versucht habe, eine Schar von Musik Studierenden und teils Verirrenden auf einen gemeinsamen Pfad zu ihrem grössten Schatz zu führen: zu sich selbst.

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An allen mir sowohl als Lehrer als auch als Studierender und Lernender bekannten Schulen kam der grösste Input  in den meisten Fällen von aussen – da gab es plötzlich entweder „richtig“ oder „falsch“, „Vor – Bilder“ und „Nach – macher“, „Idole und Ideale“, da gab es „Benotung“ und Fehler“ und im Handgepäck frei haus mitgeliefert zugleich die Angst vor Beidem. Da galt es sich skills anzueignen, im besten Sinne täglich stundenlang sein heiliges „Instrument“ zu lernen, zu üben und das über eine jahrelange Aus – Bildung, mit Prüfungen. Bewertungen und Beurteilungen. Gut, Und dann ? wenn man alles „richtig“ gelernt und gemacht hat und einen vorzüglichen Abschluss hingelegt hat – was dann ??? Hat man sich bis dahin eigentlich irgendwann einmal überlegt, für wen und warum man eigentlich Musik macht / spielt ?

Glaubt man bis dahin tatsächlich, dass Musik so etwas wie ein Supermarkt der skills ist und man heute auf Latin, morgen auf Rock und übermorgen einen auf HipHop macht ??? oder geht es da tatsächlich mehr oder weniger ausschliesslich um Perfektionismus, den schönen und richtigen TON oder muss man im weiteren Musikerleben eigentlich tatsächlich nicht mehr seine alten Lehrer und die akademisch ge – bildete Kollegenschaft begeistern, die Deine CDs und Alben, analog oder digital, geschenkt bekommen wollen –  sondern vielleicht einfach tatsächlich ganz normale, Musik liebende Menschen, die sich noch Konzerttickets kaufen – so etwas wie „berühren“ ???

In vielen Diskussionen , unter anderem mit  internationalen Trommelkollegen wie meinem lieben Freund Jojo Mayer back from the dayz in NYC  haben wir beide wiederholt festgestellt, dass wir inzwischen junge MusikerInnen für Situationen und Realitäten ausbilden, die es in den meisten Fällen so gar nicht mehr gibt?

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Vielleicht ist ja der perfekte TON gar nicht wirklich in der Lage zu „berühren“, vielleicht ist alles richtig und „perfekt“ gesungen schlicht und einfach nur fad, weil ohnehin in Massenware tagtäglich auf allen mainstream Kanälen vor – handen, und erst bei weniger perfekten aber emotional und spirituell hochwertigen Darbietungen, wo eine Stimme die Chance hat aus einer Emotion heraus zu brechen, erst emotionale „Be – Rührung“ möglich ist, an einem Punkt und an einer Ecke, wo alle alten Lehrer und meist inzwischen selbst unterrichtenden, also lehrenden Ex Kollegen spätestens die Nase rümpfen? Wo und wie lernt man das – „berühren“, „begeistern“ – Räume in Energie zu tauchen und Herzen, Seelen & Ärsche zu bewegen ??? Liegt tatsächlich an dieser Bruchstelle zum angestrebten und akademisch vergötterten Perfektionismus das Wunder der Magie ?

http://www.pimpmyband.live ist ein Versuch mit Musikern besonders auch in diese Richtung zu gehen, Mut zu machen, Mut zum Fehler machen, zum Finden einer eigenen, wenn auch möglicherweise vollkommen unkonventionellen Stimme , als Artist, als KünstlerIn, als Band – authentisch – also „unverwechselbar“ zu sein, und mal nach innen zu hören und mal auf aussen zu scheissen. Einen Weg gemeinsam mit euch zu euch zu finden, spirituell, mit skills, know how, feeling, guidelines, Kreativität und Inspiration auf einem Weg „to make music & magic happen“.

cheers, der aX